Kelmis : In der Emmaburg wird das Mittelalter lebendig
Kelmis Hinter den Mauern der Eyneburg oder „Emmaburg”, wie sie im Volksmund genannt wird, prüft Herger Hermannson seine Waffen, legt den Pfeil auf die Sehne des Bogens. Seine Frau Perchta Adisdottier kümmert sich derweil um Tochter Eva und Sohn Erik. Burgvogt Herbert von Störenfried kommt vorbei, um einen Plausch zu halten.
Diese Zeitreise kann demnächst jeder Besucher der Burg antreten. „Europäisches Zentrum für erlebbares Mittelalter” heißt das Zauberwort, das die Eigentümer der geschichtsträchtigen Gemäuer in Kelmis-Hergenrath, Janni Vossen, Elmar Fuhrmanns und Horst König, gemeinsam mit Herbert Bourtscheidt alias von Störenfried als Betreiber der Burg ausgegeben haben.
Wikinger und Kelten
Zwar nicht in Windeseile, sondern nach und nach sollen dort ein Wikingerdorf und ein Keltendorf aus der Zeit zwischen 800 und 1300 nach historischen Vorgaben errichtet werden. Kein totes Anschauungsmaterial, vielmehr gelebte Geschichte mit Schmieden, Steinmetzen, Bäckern, Sattlern und Tuchmachern, Burgwachen, Spielleuten, Hofnarren und einer Taverne. Die ersten Handwerker werden im Januar 2005 ihre neuen Behausungen beziehen.
„Das Konzept ist eine Art belebtes Museum, in dem man auch Urlaub machen kann”, berichtet Herbert Bourtscheidt. Ob als Tagesbesucher, Kurz- oder Langzeiturlauber: Das Leben in den Burgmauern kann je nach Vorliebe und Geldbörse gestaltet werden. Ein Stallknecht verdingt sich für 30 Euro den Tag und muss dafür im Heu nächtigen, ein Graf erhält für einen angemessenen Preis zum Wohnen eine komplette Suite. Je nach Stand werden sie eingekleidet und behandelt.
Premie an Halloween
Gleichzeitig wird der mittelalterlichen Alltag dargestellt, unter anderem mit einem Markttag ein- bis zweimal in der Woche. Aber auch Feste dürfen nicht fehlen. Weihnachtsmärkte, ein mittelalterlicher Jahreswechsel, Walpurgisnacht sowie zwei große Ritterturniere zu Pfingsten und entweder Anfang September oder Anfang Oktober sind geplant.
Premierenveranstaltung ist aber an Halloween am Sonntag, 31. Oktober, ab 10 Uhr, das allerdings als keltisches Jahreskreisfest Samhain gefeiert wird (Eintritt acht Euro, Kinder bis zwölf Jahren gratis, ab 19 Uhr Abendprogramm). Die Gäste sollten ein eigenes Trinkgefäß und gutes Schuhwerk mitbringen, denn die ganz Mutigen können den Gruselpfad durch den Wald der Dämonen nehmen, unter der Obhut von Leit-Elfen und deren Fackeln. Für vorsichtigere Zeitgenossen steht der normale Weg zur Burg offen. Dort erwartet sie ein Feuerspucker-Spektakel, Live-Musik mit keltischen Rhythmen und das Ritual am großen Schutzfeuer. Besucher können ihre Opfergaben - Nahrungsmittel, Stoffe, Kräuter oder Geld - für die Götter und die Ahnen in das Feuer werfen.
„Der richtige Weg”
Der Unmut der nahen Bevölkerung gegen das touristische Konzept legte sich schnell, als die Betreiber örtliche Vereinigungen und Vereinen kontaktierten und eine Zusammenarbeit anboten, erzählt Mathieu Grosch, Europaabgeordneter und Bürgermeister von Kelmis.
Wichtigste Punkte waren, dass die Burg so erhalten bleibt, wie sie ist, und der Bevölkerung weiterhin zugängig bleibt. Diese Meinung teilt auch Manfred Dahmen, Leiter des Verkehrsamtes der belgischen Ostkantone: „Die ganze Umgebung unterstützt dieses Vorhaben und stärkt uns in dem Ansicht, dass dies der richtige Weg ist.”