Düsseldorf/Köln : Heiße Rhythmen im legendären Tropicana
Düsseldorf/Köln Es ist die alte Geschichte von Aschenputtel: Hinaus aus der düsteren Küchenecke, hinein in die strahlende Helle des Ballsaals.
Doch sie kommt völlig anders daher, als im eher behäbigen Märchen der Brüder Grimm: Knallbunt, temporeich und so heiß wie Havanna. Abgesehen davon erzählt „Lady Salsa” eine wahre Geschichte: die Geschichte einer schwarzen Frau, die im Kuba der 1950er-Jahre zu den Ärmsten der Armen gehörte, ehe sie zur gefeierten Künstlerin wurde.
Nach Triumphen in England, Australien und in Malaysia, in Hamburg, Berlin und Zürich kommt der feurige Exkurs durch die kubanische Musik- und Tanzgeschichte demnächst ins Rheinland. „Lady Salsa” heißt zwei Mal 45 Minuten Showtime für scharfe Rhythmen, schöne Frauen und sexy Senhores.
Wer sich vom afro-lateinamerikanischen Mix mit jazzigem Einschlag nicht mitreißen läßt, hat selbst Schuld - oder er ist ein erklärter Feind jener Musik, die längst den Weg aus Kubas Straßen in die Tanz- und Musikschulen der Welt gefunden hat:
Mambo bis Salsa
Mambo, Cha Cha Cha und Rumba, Salsa, Son und Timba. 18 talentierte junge Tänzerinnen und Tänzer, zwölf exzellente Musiker und die in ihrer kubanischen Heimat verehrte Künstlerin Trinidad Rolando in der Titelrolle verzaubern mit allem, was die mittelamerikanische Republik an Schönem (und Klischeehaftem) zu bieten hat.
Es ist ein Wirbel aus kaffeebrauner Haut, beweglichen Hüften und wippenden Locken, aus Mambo-Marathon, Publikums-Animation und akrobatischen Breakdance-Einlagen, spanischen Gitarren, afrikanischen Trommeln und karibischen Klängen. Federbüsche wippen, Seidenvolants fliegen und Straßapplikationen funkeln.
Man glaubt, den Geschmack von Cuba Libre auf den Lippen zu spüren, den Duft der Cohibas zu schnuppern und zu hören, wie eine eiskalte Cola an einem heißen Sommertag beim Öffnen zischt.
Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die erst 500 Jahre zurück zur indianisch-karibischen Bevölkerung und dann wieder vorwärts, ins Kuba der 1950er-Jahre führt, wird, in kubanisch gefärbtem Englisch, die Geschichte von Lady Salsa erzählt. Sie arbeitet als kleine Garderobiere im legendären „Club Tropicana”, bringt Nat King Cole das Rumbatanzen bei und trifft, nach Ende der Revolution 1959, Che Guevara.
Als Quasi-Prinz im kubanischen Aschenputtel-Märchen ermutigt er sie, die Schauspielschule zu besuchen und das zu werden, was sie immer schon werden wollte: ein Star. In „Lady Salsa” trifft man auf Al Capone, Fidel Castro und Marylin Monroe, sieht Sklaven, Revolutionäre und Showgirls, „Guantanamera” begegnet „Caravan” oder das „Mission Impossible”-Thema wird zitiert.
Viel Stoff für anderthalb Stunden, meist so seifenblasenbunt schillernd wie die Seiten eines Hochglanzprospekts. „Ich wollte nicht das zeitgenössische Kuba kritisieren”, sagt Regisseur Toby Gough (34), der die Revue vor vier Jahren für das „Edinburgh Fringe Theare Festival” aus der Taufe hob, „es ist eine große Party-Show, die jeder ausprobieren soll”.
Hauptdarstellerin Trinidad Rolando, die sich über ihr Alter nicht äußern möchte, aber in der Show so wunderschön zeitlos „Lagrimas Negras”, die „Schwarzen Tränen”, besingt, dass sich Fragen nach dem Geburtsdatum eigentlich verbieten, ergänzt:
„Salsa kommt vom Herzen. Es ist ein Gefühl, das uns in die Wiege gelegt wird. Ohne Salsa können wir nicht leben, in traurigen Momenten ebenso wenig wie in freudigen”. „Lady Salsa” erzählt eher von letzteren, das allerdings ungemein mitreißend.