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Köln: Heidi Klum sucht wieder ein Topmodel

Köln : Heidi Klum sucht wieder ein Topmodel

„Germanys Next Topmodel” - das klingt nach großer weiter Welt. Aber an diesem Vormittag liegt das „Set”, der Drehort, für Heidi Klums Sendereihe an einer Straße, auf der Busse mit Zielorten wie Sülzgürtel und Klettenberg verkehren. This is Köln-Riehl.

An Mülltonnen vorbei gelangt man in einen Hinterhof und an eine schwere Containertür. Sie zu öffnen, bedeutet, eine Hochglanzillustrierte aufzuschlagen. Überall Scheinwerfer, überall schöne junge Frauen, und dazwischen: ein Buffett mit Donauwellen!

In der ProSieben-Sendung (Beginn 1. März) wählt eine Jury unter ursprünglich mehr als 16.000 Bewerberinnen eine junge Frau aus, die dann einen Modelvertrag bekommt. Die erste Staffel des Wettbewerbs wurde im vergangenen Jahr von der FDP-Politikerin Cornelia Pieper als unwürdige Fleischbeschau angegriffen. Die Klumsche Show verführe zur Magersucht, hieß es. Im Fotostudio verweist man nur auf das Buffett: „Haben Sie die Donauwellen gesehen?”

Die neuen Kandidatinnen sollen an diesem Tag aussehen wie Schaufensterpuppen. Alle sind einheitlich geschminkt und zurechtgemacht, man kann sie äußerlich kaum auseinander halten. Wenn man sie etwas fragt, kommt vor allem Kicher-Kicher. Schöne scheue Welt.

Heidi Klum, geboren in Bergisch Gladbach, ist gut gelaunt wie immer. Sie sitzt in ihrer Garderobe und isst eine ordentliche Portion vom Buffett. Allerdings keine Donauwellen, das wär zu viel des Guten. „Ich gehör nicht zu denen, die zwei Donauwellen essen können. Würde ich gern, kann ich aber nicht. Das hat was mit Disziplin zu tun. Ich bin jetzt 33 und habe das dritte Kind bekommen.”

Unter Models unterhalte man sich übrigens so gut wie nie übers Essen, sagt sie. Da isst jeder seine Donauwelle oder auch nicht. „Ich habe im vergangenen Jahr viele Komplimente für die Sendung bekommen. Unsere Zuschauer schätzen, dass wir die Mädchen mit ihren Unsicherheiten ernst nehmen und nicht vorführen.”

Ein Mitarbeiter geht so weit zu sagen, dass die Sendereihe „geradezu Aufklärungscharakter” habe: „Es wurde immer wieder betont, dass eine ausgewogene Ernährung wichtig ist.” Außerdem sind auch Kandidatinnen dabei, die gar nicht die Idealmaße haben, sagt Heidi. Muss auch nicht. „Denk nur mal an Kate Moss, die ist extrem klein und trotzdem ein absolutes Topmodel.” Und sonst? „2006 hatten wir mehr blonde Mädchen, dieses Mal haben wir viele Dunkelhaarige.”

Im übrigen geht es ja auch nicht nur ums Aussehen. „Man muss heutzutage als Model auch sprechen können, man muss zum Beispiel über das Produkt sprechen, das man verkaufen soll.” Disziplin und Bescheidenheit, das sind Tugenden, die zählen. Das müssen einige der Kandidatinnen noch lernen. „Wir haben hier welche dabei, die sind extrem zickig. Da sag ich dann: „Nee Mädels, so geht´s nicht.” Ich möchte die nicht als Zicken erziehen.”

Deshalb kann man aus ihrer Sendung auch dann was lernen, wenn man nicht Model werden will: „Dass man sich eben im Beruf oft selbst zurücknehmen muss. Zum Vorstellungsgespräch zieht man sich eben nicht die zerrissene Jeans an. Das Äußere zählt ja auch ein bisschen.”

Kann man die Sendung auch mit Jungs machen? „Ach, das ist doch langweilig. Gut, mein Mann Seal, der hat vielleicht sogar mehr Schuhe als ich. Aber im Grunde kann man so nem Mann ja doch immer nur Jacke und Hose anziehen.” Dann muss Heidi wieder arbeiten. Die anderen sind auch mit dem Essen fertig. Und die Donauwellen? Die sind fast alle noch da.