Aachen : Haydns „Schöpfung” mit ihrer ganzen Pracht
Aachen „Und Gott hörte, dass es gut war” - das diesjährige Oktoberkonzert zum Gedenken an die Befreiung von Aachen 1944 kann sich durchaus mit dem leicht abgewandelten Zitat aus Haydns Oratorium „Die Schöpfung” schmücken.
Denn was der Aachener Domchor zusammen mit dem Sinfonieorchester Aachen vortrug, konnte sich durchaus hören lassen.
In barocker Klangpracht erklangen die mächtigen Chöre, anrührenden Arien und erklärenden Rezitative unter der Leitung von Berthold Botzet.
In düsterer Melancholie erhoben sich die Stimmen des Orchesters zur Vorstellung des Chaos, das bei Haydn eher an die Hoffnungslosigkeit der ewigen Verdammnis erinnert.
Botzet stellte die empfindliche Einleitung in ihrer ganzen Schwermut in den Raum, bevor der Chor in einem mächtigen Crescendo das Licht erweckte.
Mühelos erklommen die Knaben des Chores die höchsten Höhen in makelloser Reinheit, während die Männerstimmen die Partien mit Volumen und Wärme füllten.
Das Orchester musizierte souverän, begleitete dezent und verlieh den Lautmalereien Vitalität und Farbe. Schöne Bläsersoli verliehen der Vogelwelt ihren Klang, und besonders das große Solo der Cellogruppe bestach durch Klangschönheit und Homogenität.
Große Akzente setzte die Sopranistin Cornelia Samuelis. Mit sehr klarer Stimme und dezent eingesetztem Vibrato modulierte sie Arien voller Innigkeit und Wärme und formulierte feinste Koloraturen.
Der helle Tenor von Max Ciolik passte dazu perfekt in seiner leichten und wandlungsfähigen Tongebung. Auch er sang unmaniriert, schlicht und ergreifend.
Götz Seiz ergänzte das Solistentrio mit einem feinen Bass, der allerdings durch leichte rhythmische Unsicherheiten und fehlende Tiefe nicht ganz die traumwandlerische Sicherheit seiner Kollegen erreichte.
Das in tiefsten Tiefen kriechende Gewürm musste sich mit dem Klang eines sehr selbstsicheren Kontrafagotts begnügen.
Berthold Botzet bewies die leichte Hand des Chorleiters. Mit sicherem Gespür für die Stimmungen in Haydns großer Musik kostete er die Tempi in ihren Extremen aus und hielt Chor und Orchester auch in den großen Fugen gut zusammen.
Er ließ die Schöpfungsgeschichte in ihrer ganzen Größe erklingen und begeisterte das Publikum.