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Aachen: Geheimnisträgern auf der Spur

Aachen : Geheimnisträgern auf der Spur

Raffaels Madonnen, Karl V., gemalt von Tizian, das berühmte Selbstbildnis, auf dem Albrecht Dürer mit wallend braunem Haar zu sehen ist: weltberühmte Kunstwerke des 17. bis 20. Jahrhunderts, die ab heute im Rahmen einer feinen Schau im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen zu sehen sind - allesamt Kopien, zugleich aber auch „Originale” und wichtige Geheimnisträger.

„Mustergültig - Gemäldkopien in neuem Licht. Die Reiff-Sammlung zu Gast im Suermondt-Ludwig-Museum” lautet der Titel der Ausstellung, die den Höhepunkt eines Projektes mit Lehrenden und Studierenden der RWTH Aachen darstellt.

Hier hat Martina Dlugaiczyk, Ausstellungskuratorin und Dozentin am Institut für Kunstgeschichte, seit etwa zwei Jahren eine Gruppe von etwa 16 Studierenden für ein Thema begeistert, das unter dem Staub der Jahrzehnte vergessen schien: „Viele wissen gar nicht, wie bedeutend und beispielhaft die Sammlung von Kopien nach Gemälden und Skulpturen im Reiff-Museum war”, erläutert Lehrstuhl- inhaber Professor Alexander Markschies den Gedanken zum 100-jährigen Bestehen der Sammlung, die den Namen von Franz Reiff (1835-1902), einst Ordinarius für Figuren- und Landschaftsmalerei, trägt.

Angehende Architekten und Kunsthistoriker sollten durch Gemälde und Objekte sowohl kunsthistorische Kenntnisse als auch ein ästhetisches Formenbewusstsein gewinnen.

Es galt, einen Schatz zu heben und die Ergebnisse auf die Bedeutung für die heutigen Studierenden abzuklopfen. Die in Archiv- und Kellerräumen verstauten Bilder waren nicht alles. In Immobilien der RWTH fanden sich weitere schöne Stücke, die dort seit vielen Jahren als Leihgaben Eingangshallen und Büros zierten. Selbst Kopien, die von Gemälden der einstigen Suermondt-Sammlung angefertigt wurden, sind dabei und prangen nun neben ihrem Original, zum Beispiel der freche „Hahn und das Juwel” von Franz Snyders.

Rund 50.000 Euro konnten als Fördersumme für die Ausstellung und den Katalog eingeworben werden, nicht zuletzt in Form von „Bilder-Patenschaften”. Die Exponaten sind mehr als nur schön anzusehen: „Sie zeigen, in welchem Zustand jemand ein Bild angetroffen hat, aber auch, wie man es lernte, Formate zu ändern”, so Martina Dlugaiczyk.

Kopien, wie sie Reiff (auch) zu Studienzwecken sammelte, hatten alle eine besondere Aufgabe: „Reiff wollte Theorie und Praxis verknüpfen”, erläutert Dlugaiczyk. Angesichts dieser spannenden Inszenierung von Kunst und Lehre kann sich Museumskustos Dr. Adam C. Oellers zufrieden zurücklehnen. Es lief alles fabelhaft und professionell.