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Düsseldorf: Flair einer mondänen Welt

Düsseldorf : Flair einer mondänen Welt

„Es ist ein Aroma in ihrem Auftreten”, lobt der Kulturkritiker Willy Haas die Schauspielerin, die 1924 ihr deutsches Bühnendebüt am Renaissance-Theater in Berlin gibt.

Dieses „Aroma” wird Olga Konstantinowna Knipper-Tschechowa in den kommenden Jahren noch vervollkommnen, veredeln und verfeinern. Es schmeckt nach Großbürgertum und Aristokratie, es riecht nach guter Kinderstube und eben solchen Manieren, es ist umweht vom Flair der alten Welt, von mondäner Eleganz und damenhaftem, nie schwülem Eros.

„La Tschechowa”, die vor 25 Jahren starb, und ihrer prominenten Familie widmet das Düsseldorfer Filmmuseum bis zum 29. Mai eine Ausstellung.

Rund 350 Exponate stellen die 1897 in Armenien geborene Olga in den Mittelpunkt. Sie umspannen einen Zeitraum, der vom berühmten Onkel, dem 1860 geborenen Schriftsteller Anton, bis hin zur Enkelin, der 1940 geborenen Vera, die ebenfalls als Schauspielerin Karriere machte, 23 Jahre mit Vadim Glowna verheiratet war und heute als Regisseurin arbeitet, reicht.

Ein Foto von 1911 zeigt die spätere Schönheit Olga noch mit rundem Gesicht, Damenbartschatten und buschigen Augenbrauen. Drei Jahre später ist sie angehende Bildhauerin und heiratet Michail Tschechow, ihren Cousin. 1917 hat sie eine Tochter, Ada, und ist geschieden.

Briefe und Puderdose

Michail emigriert in die USA und wird dort ein gefragter Schauspielpädagoge. Ada wird später ebenfalls drehen. Filmplakate, -ausschnitte und -programme, Autogrammpostkarten, Originalpostkarten und Illustrierte, aber auch Bücher und solche Devotionalien wie Briefe, ein Puderdöschen und ein Clubausweis erzählen davon, was der jungen Dame widerfährt, die 1920, noch unter dem Eindruck der russischen Revolution, in Berlin ankommt, und sich entschließt zu bleiben.

Auf den ersten Film mit Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau folgen zahlreiche weitere sowie Exkurse nach England, Frankreich und in die USA. In den 30ern ist Olga Tschechowa der Prototyp der mondänen, verführerischen Frau, eine kostbar-überlegene „grande dame”, die allerdings ausgesprochen selbstbewusst auftritt.

Zu selbstbewusst für das NS-Regime, sie darf kaum drehen. „Liebelei” (1933), „Maskerade” (1934) und „Bel Ami” (1939) sind ihre bekanntesten Filme. Für die Filmwissenschaftlerin Renata Helker, die das Archiv Knipper/Tschechowa betreut und die Ausstellung kuratierte, ist Olga Tschechowa eine einzigartige Erscheinung: „Auf der Leinwand war sie so nah, dass man die Beschaffenheit ihrer Haut studieren konnte.”

Öffnungszeiten, Dauer und Eintritt

„Olga Tschechowa”, Filmmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4, Tel. 0211/89-92232, Internet: http://www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum.
Dauer: bis 29. Mai 2005. Geöffnet: Di., Do. bis So. 11-17 Uhr, Mi.: 11-21 Uhr. Eintritt: 4 Euro (Erw.), 2 Euro (erm.), 8 Euro (Familien).

Buchempfehlung

Renata Helker: Die Tschechows. Wege in die Moderne. Henschel Verlag, 208 Seiten, 24, 90 Euro.