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Jülich: Fesselnde Nacht der Gegensätze

Jülich : Fesselnde Nacht der Gegensätze

Was macht eigentlich ein Liedermacher? Er macht Lieder, mag man meinen, und liegt damit nicht falsch. Aber was, wenn zwei Liedermacher sich zusammentun?

Dann machen sie Musik, bescheren eine Gänsehaut und bringen ihr Publikum zum Lachen.

So wie Konstantin Wecker und Hannes Wader, die derzeit zusammen auf der Bühne stehen. Ihr einziges Konzert in Nordrhein-Westfalen gaben sie im Jülicher Brückenkopfpark. Ein Abend voller Melodien.

Seine Augen funkeln wild dem Publikum entgegen. Auf seiner Stirn blitzen Schweißtropfen im grellen Licht der Scheinwerfer. Konstantin Wecker ist in seinem Element, wechselt die Rollen wie andere Menschen ihre Kleidung.

Mal rauchig sanft, mal dröhnend laut, ein Mann der Gegensätze. Wenn Wecker „Im Namen des Wahnsinns” schroffe Klaviertöne erklingen lässt, fesselt er sein Publikum.

„Wir sind dabei, die Welt auf den Kopf zu stellen”, ruft er in das Mikrofon. Die Menge tobt.

Neben ihm auf der Bühne steht sein Partner. Ein wenig steif, könnte man auf den ersten Blick ins bärtige Gesicht denken. Aber nur, solange er nicht singt.

Denn wenn Hannes Wader zur Gitarre greift, die Augen schließt und aus tiefster Seele die „Sommernacht” - lau und voller Leidenschaft - auf das Konzertparkett bringt, zieht er augenblicklich alle Zuhörer in den Bann. Der Mann hat einfach gewonnen, auch ohne große Gesten.

Wader und Wecker: die Wiederholungstäter. Schon vor zwei Jahren waren sie mit einem gemeinsamen Programm auf den Bühnen unterwegs, eigentlich sollte die Zusammenarbeit damit enden. „Wir hatten uns vorgenommen, uns aber privat zu treffen”, erklärt Wecker. „Das hat nicht ein einziges Mal geklappt”, vollendet Wader. Da haben die beiden eben einfach wieder ihre Termine zusammengelegt und ernten dafür das Wohlwollen ihrer Zuhörer.

Es macht gar nichts, dass die beiden nicht mehr die Jüngsten sind. Im Gegenteil, sie gewinnen an Charme, haben die Lacher auf ihrer Seite, wenn Wecker in „I werd oid” den kritischen Selbstblick wagt.

Eigenwillig, aber nicht unsympathisch ist die Mischung, die Wecker und Wade präsentieren. „Ich sing, weil ich ein Lied hab, nicht weil es euch gefällt”, lässt Konstantin Wecker einen Klassiker erklingen. Und das Saxophon, einzigartig gespielt von Norbert Nagel, bringt die faszinierende musikalische Begleitung.

Wecker und Wader wären nicht sie selbst, wenn sie nicht auch kritische Töne bringen würden. Sie prangern Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit an, kritisieren den Krieg, attackieren musikalisch die amerikanische Regierung. Die Stimmung wechselt von nachdenklich zu aufrührerisch.

Mit polterndem Beifall werden die Künstler gefeiert. Die Zugaben scheinen kein Ende zu nehmen. Und während die Zuschauer die Bühne umringen und jubeln, bringen Wecker und Wader noch einmal den Titel ihrer Tour auf den Punkt: „Was für eine Nacht . . . !”