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Köln: Faszinierende Unzulänglichkeit in Bildern

Köln : Faszinierende Unzulänglichkeit in Bildern

Der erste Eindruck besticht durch Unterschiedlichkeit. Der Aachener Fotograf, Sammler und Kurator Wilhelm Schürmann zeigt in der Sammlung der SK-Kulturstiftung Köln 140 sehr vielseitige Arbeiten meist fotografischen Ursprungs, aber auch Zeichnungen und Malerei.

Das Ereignis steht im Mittelpunkt der Darstellungen. Der Ausstellungstitel ist laut Schürmann Programm: „Kurzdavordanach” spielt mit der Zeitenfolge innerhalb des künstlerischen Ausdrucks.

Die momentanen Ausschnitte der jeweiligen Aktionen lassen der Fantasie des Betrachters freien Lauf. Was geschieht in der Folge, was ist die Ausgangslage der zu sehenden Handlung? Die Unzulänglichkeit in den Bildern fasziniert.

Schnappschüsse

Wilhelm Schürmann, Professor für Fotografie an der Fachhochschule Aachen, Fachbereich Design, hat im Internet recherchiert und viele der Ausstellungsstücke gefunden. Bei einem Webportal, in dem täglich Tausende von Amateurfotografen Bilder hinterlegen und über sie diskutieren hat er in der Rubrik „Missglückte Bilder” einen Schnappschuss zweier Teenager entdeckt, die sich gegenseitig ablichtend in ungünstiger Beleuchtung portraitieren. „Im Schatten unserer Blödheit” ist nun das Resultat der beiden benannt, Licht und Schatten stehen dabei im Gegensatz zu einander.

Ganz anders dagegen drei Werke der Münchner Künstlerin Michaela Melián, die fotografierte Motive aus Innsbruck und der Lüneburger Heide in Umrissen mit einem einzigen Faden auf weißer Leinwand mittels einer Nähmaschine darstellt. „Nähmaschine als Bildmaschine” erläutert Schürmann den Hintergedanken, das additive Moment innerhalb des Herstellens mit der Hand.

Philippa Halsman hat in ihrer Fotomontage das Portrait Maos mit dem Gesicht Marilyn Monroes vereint, die beiden Aufnahmen aus den Jahren 1952 und 1981 bilden ein neues gemeinsames Charakterbild. Die Zeichnung „Berlin Alexanderplatz” mit fiktiver Architektur in der Hauptstadt von Albrecht Schäfer wirkt in der seiner Eigenschaft des Nichtfotografierten in der Fiktion authentischer als eine Fotografie, in der man eher das Manipulierte vermutet.

Der Wirklichkeitsbezug ist allen Motiven zu eigen, die Bilder sind nach Ihrer Entstehung Vergangenheit, die Interpretation des Abbilds findet in der Gegenwart statt, die Reflexion der eigenen Erkenntnisse bildet sich in der Zukunft.

Insofern ist der Titel „Kurzdavordananch” gut gewählt. Eine beachtenswerte, mehrschichtig interessante Ausstellung.