1. Kultur

Düsseldorf: Es planscht die Nixe in Düsseldorf

Düsseldorf : Es planscht die Nixe in Düsseldorf

Der Vorhang teilt sich, zum zuckenden Rhythmus der Ouvertüre flackert eine Glühbirne. Dann bläut der See, bühnenhausfüllend wogen die Plastikbänder, die Bühnenmaschinerie wuchtet den gesamten Wasserspiegel empor, sodass man gleich noch die Unterwasserperspektive vor Augen hat.

Nixen planschen, der Wassermann, ein zottelbärtiger Greis im Kleingärtnerlook, entsteigt einem Menschenkopf mit dämonisch gelb glimmenden Augen. Sodann schwebt Rusalka, die verliebte Nixe, ein: Von links wuchtet ein (unsichtbarer) Gabelstapler einen gar romantischen Baumstamm ins Bild, auf dem ihre schönen Beine und die bis zu den Zehen reichenden blonden Haare hübsch angerichtet sind.

Sie stehen immer nur herum

Soviel Naturalismus wie bei der Düsseldorfer „Rusalka” war schon lange nicht mehr. Der tschechische Regisseur Jiri Nekvasil und sein Ausstatter Daniel Dvorak greifen so tief in die Trickkiste vergangen geglaubter Bühnenbildopulenz, dass man sich wundert. Vor lauter See ist so wenig Platz zum Spielen, dass im Grunde die gesamte Handlung an der Rampe stattfindet, von Personenführung kann keine Rede sein, alle stehen immer nur herum. Das ist im zweiten Akt nicht viel anders, der ins extreme Breitformat gezogen einen Küchen-Souterrain und einen vor Lüstern schier berstenden Ballsaal zeigt, in dem der Wassermann als Jack in the Box aus dem reich gedeckten Tisch fährt, um seinen Fluch loszuwerden.

Da hat der Prinz, den Rusalka schicksalhaft sich erwählte, schon wieder einen weißen Smoking an, während er am See noch als Zentrum einer punkigen Jugendclique aus einem silbernen Gefährt, halb Pferd, halb Manta, entstiegen war. Es sind diese skurrilen Einfälle, die das Märchengeschehen kontrastieren sollen, die die Inszenierung gänzlich verdächtig machen. Opernkitsch mit Alibiironie.

John Fiore am Pult der Düsseldorfer Symphoniker pflegt einen Dvorak, der aus jedem Takt davon singt, dass der Dirigent mit der Oper schon an der Met Erfolge zeitigte. Das klingt schwelgend, glühend, üppig, oft wenig sängerdienlich. Sensationell lyrisch singt Nataliya Kovalova die Rusalka, unbeeindruckt von den Lautstärken um sie herum. Hans-Peter König ist ein Wassermann von Weltformat, Corby Welch als Prinz verfügt über wunderbare Höhen, wird jedoch mehr und mehr zum Forcieren genötigt.

Renée Morloc gibt eine wunderbar biestige Hexe, Victoria Safronova eine passable Fremde Fürstin. Die Sänger werden von dieser Rampeninszenierung begeistert sein. So wie das Publikum: herzlicher Applaus und reichlich Bravi für die Sänger der großen Partien, kein einziges „Buh” für das Regieteam.