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Aachen: „Es ist längst klar, dass auch der Bürger zahlen muss”

Aachen : „Es ist längst klar, dass auch der Bürger zahlen muss”

Mit der Aachener Kulturlandschaft ist er noch immer vertraut, aber er weiß auch längst, was es heißt, Kultur zu verwalten - zumal in Zeiten knapper Kassen.

Professor DR. Volker Plagemann ist nicht nur Leiter der Hamburgerr Kulturbehörde, er ist auch Vorsitzender des Kulturausschusses beim Deutschen Städtetag.

Beim AZ-Forum „Kultur! Warum?” am kommenden Donnerstag, 13. Februar, 19 Uhr, im Aachener Ludwig Forum wird er mit uns über seine Kultur-Perspektiven sprechen.

Was ihn in Aachen ganz besonders fasziniert hat? Diese Frage beantwortet Dr. Volker Plagemann, Professor für Architektur an der Universität Hamburg, der hier zugleich auch die Kulturbehörde leitet, ganz „fachgerecht”.

„Es war immer ein Vergnügen, diese Bausubstanz zu erforschen, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart reicht”, sagt der engagierte Architekturwissenschaftler.

In der Zeit von 1967 bis 1973 war er „Wissenschaftlicher Oberassistent” am Institut für Kunstgeschichte und dort im Fachbereich Architektur. Hier hat er sich auch habilitiert.

Von Aachen ging Plagemann als Leiter der Kulturverwaltung zunächst nach Bremen, dann - 1980 - nach Hamburg. „Meine Lehrtätigkeit habe ich nie aufgegeben, die Arbeit mit Studierenden sorgt dafür, dass ich neuesten Entwicklungen stets nahe bin und sein muss”, betont Plagemann, der damit in Sachen Kulturpolitik stets den Überblick behalten konnte.

Zum Städtetag kam Volker Plagemann gleichzeitig mit dem Wechsel nach Hamburg. Vorsitzender des Kulturgremiums dort ist er nun bereits im 13. Jahr.

Wie hat sich für ihn die Kulturlandschaft bundesweit entwickelt? „Es findet ein Wandel statt”, sagt er ganz klar. „Lebte man zuvor mit der Vorstellung, dass der Staat zahlt, so ist nun längst klar, dass auch die Bürger mit zahlen müssen.”

Höhere Eintrittsgelder bei Museen und Theatern - all das sei inzwischen selbstverständlich geworden. „Die Bürger partizipieren in einer neuen Weise, das ist ganz anders als vor 20 Jahren.”

In den Gemeinden beobachtet er zudem Veränderungen. „Jetzt muss reduziert werden, aber es wurden im Laufe der Zeit auch weitere Bereiche in den Finanzierungskanon aufgenommen.”

Zudem gebe es völlig neue Formen im „Kulturgeschäft”. „Man denke nur an die Musicals, die rein kommerziell laufen”, so Plagemann.

Seine Grundeinstellung im Hinblick auf die jetzige Lage: „Jammern ist nicht angebracht, wir haben es mit Entwicklungen zu tun, denen wir uns stellen müssen. Natürlich gibt es immer noch viele, die es am einfachsten finden, wenn der Staat zahlt.”

Im Bereich des Deutschen Städtetages setzte man sich - wie überall - mit der aktuellen Problematik auseinander. Doch nicht alles dreht sich hier um die Finanzmisere.

„Wir bereiten im Sektor Kultur ein neues Papier zur Kultur der verschiedenen Einwanderer vor. Der interkulturelle Dialog gehört schließlich zum Charakter einer Stadt. Wir sind es, die hier für übergreifende Sichtweisen sorgen sollten.”

Man könne nicht von europäischer Kultur sprechen und sich gleichzeitig abgrenzen, statt voneinander zu profitieren. „Beim Städtetag kommt die Gemeinsamkeit dieses Phänomens zur Sprache, und im Zusammentreffen gelingt es, über den Tellerrand zu blicken.”

In Hamburg - zugleich Stadt und „Bundesland” - erfährt Plagemann gleich zweifach politische Brisanz. „Zum Glück hatten wir bisher keine Einschränkungen, die Tarifabschlüsse der letzten Zeit haben auch uns allerhand zu schaffen gemacht.”