Aachen : „Ende der Fahnenstange” ist nun erreicht
Aachen Auf einen ungewöhnlichen Auftritt müssen sich die Besucher des Grenzlandtheaters demnächst gefasst machen.
Denn nachdem Intendant Manfred Langner trotz allen Protestes nun die Bestätigung aus Düsseldorf erhalten hat, dass das Land die Zuschüsse für das Theater im kommenden Jahr „definitiv” um weitere 15 Prozent kürzt, will er vor den Vorstellungen auf die Bühne steigen, um die Zuschauer über diesen Sachverhalt zu informieren.
So ganz nachvollziehen kann Langner die Vorgänge indes noch nicht. Denn im Vergleich zum Grenzlandtheater werde etwa bei den vier Landesbühnen weitaus weniger gekürzt. Und das, obwohl alle fünf Bühnen durch das Land reisten und die umliegende Region mit Schauspiel versorgten.
Nach Auskunft des Landeskultusministeriums entspricht die 15-prozentige Mittelkürzung für das Aachener Haus dem Umfang, um den der NRW-Kulturhaushalt insgesamt zurückgefahren werde. Die unterschiedlich hohen Kürzungen resultierten daraus, dass das Grenzlandtheater im Gegensatz zu den Landesbühnen als privates Theater definiert werde - obwohl es ähnliche Einrichtungen sind.
Insgesamt seien die Landesmittel für seine Bühne in den vergangenen drei Jahren um 107.000 auf 235.000 Euro in 2005 gesunken, erläutert Langner. Und es könnte „unter Umständen noch ärger kommen”.
Während das Ministerium betont, dass versucht werde, weitere Kürzungen zu vermeiden, befürchtet der Intendant mit Blick auf weitere Haushaltberatungen in den kommenden Monaten ein noch dickeres Minus für sein Theater. „Manchmal denke ich: Je erfolgreicher man arbeitet, desto weniger Wertschätzung wird einem entgegengebracht”, sagt Langner.
Und in der Tat legt das Grenzlandtheater beste Zahlen vor. Neben einer hohen Auslastungsquote verzeichnet es große Einnahmen. In 2003 nahm das Theater über 54 Prozent der Gesamtausgaben von rund 1,9 Millionen Euro selber ein.
Der Betriebszuschuss pro Besucher beläuft sich auf 10,34 Euro, im NRW-Schnitt liegt dieser bei über 100 Euro. Wurden die bisherigen Kürzungen unter anderem mit mehr Vorstellungen - das Ensemble trat im vergangenen Jahr 338-mal auf - kompensiert, sieht Langner hier das Ende der Fahnenstange erreicht.
Eine mögliche Folge: Zwei Produktionen könnten im kommenden Jahr ausfallen. Doch zunächst werden erst einmal Gespräche mit dem Kreis Aachen zu führen sein, der der alleinige Träger des Grenzlandtheaters ist.
Und Landrat Carl Meulenbergh betont, dass das Theater „eine Einrichtung des Kreises ist, die wir nicht gefährden werden”. Wenigstens ein positives Signal, bevor Langner demnächst auf die Bühne steigt.