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Aachen/Jerusalem: Eintauchen ins Mittelalter: „Isaak und der weiße Elefant”

Aachen/Jerusalem : Eintauchen ins Mittelalter: „Isaak und der weiße Elefant”

Wenn am 30. Juni in Aachen die Ausstellung „Ex oriente - Isaak und der weiße Elefant” ihre Tore öffnet, sind Leser der Druckausgabe unserer Zeitung schon einige Schritte weiter.

Mit dem Vorabdruck des Romans „Isaak und der weiße Elefant” von Filo M. Abraham, der im Verlag Mayerschen Buchhandlung erscheinen wird, begleiten wir ab 26. Juni erzählerisch die Ausstellung. Wir sprachen mit dem Autor.

„Abu, mein treuer Freund mit dem langen Rüssel ist tot.” So beginnt Filo M. Abraham seine bewegene Geschichte über die Erlebnisse einer Gesandtschaft, die Kaiser Karl der Große im Jahre 797 zum Hof des Kalifen Harun ar-Raschid nach Bagdad schickt im Roman „Isaak und der weiße Elefant” (304 Seiten, 18 Euro, Verlag Mayersche Buchhandlung Aachen).

Der Jude Isaak begleitet als Dolmetscher die Gesandten - nur er wird überleben, und bei seiner Rückkehr nach Aachen bringt er Karl ein besonderes Geschenk des Kalifen mit - den weißen Elefanten Abul Abas.

Mit viel Gespür für das Lebensgefühl mittelalterlicher Zeit, für die Kulturen und Religionen, die Isaak und den Männern aus dem Frankenreich begegnen, und nicht zuletzt mit Liebe zu den Menschen dieser sinnlich erfahrbaren historischen Geschichte lässt Filo M. Abraham die Szenerie aufleben.

Wie kommt er, der vor 81 Jahren in Klausenburg, der Hauptstadt Siebenbürgens geboren wurde, dessen Familie vor dem Judenhass in Rumänien nach Bukarest floh und nun seit 1946 in Israel lebt, wo er in Jerusalem Biologie lehrt, zu diesem Stoff?

„Wir hatten Ende der achtziger Jahre einen Kongress in Hamburg, es ging um Endokrinologie und die Fortpflanzung von Fischen”, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Von Paris aus wollte Abraham damals wieder nach Israel fliegen, unterbrach aber seine Reise, als sein Zug in Aachen hielt.

Die Lust, seinem historischem Wissen über Karl und Isaak, den Juden, nachzuspüren, lockte ihn in die Stadt - nur zwei Tage lang konnte er sich Zeit nehmen, aber die waren entscheidend. „Ich fühlte mich Karl und Isaak nah. Ich wollte beweisen, dass ich ihm treu ergeben bin und zugleich die Treue zum jüdischen Glauben bewahre.”

Ein intensives Quellenstudium folgte. „Die Handschrift war ganz bunt, auf Iwrith, auf Deutsch, Französisch und Englisch, sogar auf Rumänisch waren Sachen notiert. Ich haben dann beschlossen, alles ins Deutsche zu übersetzen.”

Nahezu alle Veröffentlichungen des bekannten Biologen beschäftigen sich mit seinem Fachgebiet. „Jetzt stehen beide Lieben, Biologie und Historie, auf dem selben Niveau.”

Die Botschaft seines Buches ist die Idee der Einheit des Menschengeschlechts, und da zitiert er gern Goethe: „Wer sich selbst und andre kennt/Wird auch hier erkennen/Orient und Okzident/sind nicht mehr zu trennen”.

In der von Abraham entworfenen Geschichte gibt es übrigens einen Sturm auf See, in dem das Schiff der Reisenden beinahe untergeht - einen Schlüsselszene: Wessen Gott hat die Gebete erhört? Der Gott der Franken, der Juden oder der Araber in der Schiffsmannschaft? „Ich glaube, dass jeder empfindet, es ist der selbe Gott, und die Menschen sind alle gleich.”

Wie er Situation im heutigen Bagdad empfindet? „Ich bin Optimist, sehe das Gute kommen. Ich sehe die heutige Welt als eine bessere Ausgabe der gestrigen.”