Aachen : Eine Pille gegen alle Wehwehchen
Aachen An die 30 Vertreter von wissenschaftlichen Instituten und Unternehmen der Biotechnologie drängten sich am, Dienstag um den dafür eigentlich zu kleinen Tisch im Spiegelsaal des Uniklinikums Aachen. Sie gehören zu den rund 450 Teilnehmern des „BioRiver Kongresses”, der bis heute in Aachen stattfindet.
Es ist Pressekonferenz. Auf die Frage, was denn das eigentliche Ziel dieses „BioRiver” sei, sagte dessen Vorsitzender Metin Colpan: „Dass man irgendwann zum Arzt gehen kann und eine weiße Pille bekommt, die ein für allemal Ihre Wehwehchen nebenwirkungsfrei heilt.” Manche lachten, niemand widersprach in diesem Kreis, der zu den Lebens-Wissenschaften ausschließlich Medizintechnik, Biotechnologie und Pharmazeutika zählt.
„15 Prozent Wachstum”
Dr. Colpan ist Gründer und Chef des größten Biotech-Unternehmens Deutschlands mit Sitz in Hilden, der Qiagen AG. „Mit drei Leuten haben wir 1984 angefangen, jetzt beschäftigen wir allein in Hilden 750.” Nicht allen Unternehmen dieser immer wieder einmal von wirtschaftlichen Einbrüchen heimgesuchten Branche geht es so gut wie Qiagen, Miltenyi in Bergisch-Gladbach oder Amaxa in Köln, weitere kleine Riesen der Biotechnologie. Immerhin brachte sich das Aachener Unternehmen Paion gerade mit einem Medikament für Schlaganfall an die Börse, macht Philips mit weiter verbesserten bildgebenden Verfahren auf dem Kongress von sich reden. Und man wird zur Pressekonferenz an ein medizintechnisches Highlight der RWTH erinnert, die „weltweit erste Miniblutpumpe”. Im Übrigen tut man sich etwas schwer mit Konkretem.
Um die 100 Biotechnologie-Unternehmen soll es im Einzugsgebiet des Bio-River geben. Der „River” ist der Rhein, und zum Einzugsgebiet zählt alles, was zwischen Aachen, Düsseldorf, Wuppertal, Köln und Bonn liegt.
BioRiver ist ein mehr oder weniger festes Netzwerk eines Teils dieser Unternehmen sowie der Forschungsstätten in diesem Gebiet, darunter RWTH und Forschungszentrum Jülich. Wie sehr man davon profitiere, gab der Sprecher von Paion, Dr. Peer Nild Schröder, an: „Wir brauchen Mitarbeiter und Knowledge aus einem versierten Umfeld. Solche Vernetzung ist auch wichtig, damit Unternehmen hier bleiben.”
Der Kongress dient auch dazu, Austausch und Zusammenarbeit auf die angrenzenden belgischen und niederländischen Regionen zu erweitern. Dr. Harry Fekkers, Lifescience-Manager der Uni Maastricht, schätzt die Zahl der Arbeitsplätze in dem Gebiet auf 20.000 und schreibt der Branche ein Wachstum von 15 Prozent zu.
Schwerpunkte
Gegründet wurde „BioRiver” vor zwei Jahren, und namentlich in der Aachener-Jülicher Region werde große Hoffnungen in die Lifescience-Netzwerke gesetzt, die sich unter einem gemeinsamen Logo auch besser vermarkten ließen. Dr. Robert Gossink, Vorsitzender des Vereins LifeTec Aachen-Jülich, berichtet von einer Messe in den USA, wo „jede von 28 europäischen Bio-Regionen behauptete, sie sei die größte in Europa”. Da müsse man doch etwas tun mit dem „enormen Reichtum an Aktivitäten” in dieser Region.
Die verbündeten Biotechnologen von BioRiver und Euregio beschlossen auch eine „Deklaration”. Man erklärt, sich noch stärker zu vernetzen, gemeinsam zu werben, sich auf Schwerpunkte zu konzentrieren, die auch zu den Themen des Kongresses gehören, darunter: Molekulare Bildgebung, Minimal-invasive Therapien, Implantate, DNA-Technologie.