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Köln: Ein triumphales Konzert auf höchstem Niveau

Köln : Ein triumphales Konzert auf höchstem Niveau

Das Los Angeles Philharmonic, das bedeutendste Orchester des amerikanischen Westens, gastiert gegenwärtig in der Kölner Philharmonie.

Nicht weniger als drei große Konzerte, dazu ein Kammerkonzert, geben Zeugnis von dem exzeptionellen Standard des Klangkörpers, zu dessen Chefdirigenten Stars wie Klemperer, Giulini, Mehta und Previn gehörten.

Seit 1992 steht der Finne Esa-Pekka Salonen an der Spitze des Ensembles aus Kalifornien. Dass er, aus der berühmten finnischen Dirigenten-Kaderschmiede stammend, der rechte Mann ist, die große Tradition der Los Angeles Philharmonic fortzuführen, das demonstrierte er höchst eindrucksvoll im Eröffnungskonzert vor einem Auditorium, das die Philharmonie bis auf den letzten Platz füllte.

Man begann in kleinerer Besetzung mit der Pulcinella-Suite von Igor Strawinsky, einem Werk, dessen glasklare Transparenz unbarmherzig Aufschluss gibt über die Qualität eines Instrumentalensembles. Die vielfach solistisch aufgefächerte, angeblich nach Pergolesi-Themen geschriebene Musik offenbarte eine geradezu phänomenale Brillanz virtuosen Ensemblespiels.

Der temperamentvolle, aber keineswegs nach Show-Effekten zielende Salonen kam anschließend auch als Komponist zu Wort mit dem Siebzehn-Minuten-Stück „Mania” für Solocello und kleines Orchester. Eine vorwärts drängende Klangstudie, deren ständig changierende, raffiniert ausgehörte Klangstrukturen Hintergrund wie dialogisches Mit- und Gegeneinander zu dem hochvirtuosen Cellopart bilden.

Anssi Karttunen, dem der Komponist das Stück auf den Leib schrieb, war der zu Recht umjubelte Solist. Musik, die niemand wehtut, aber dennoch ihre eigenen, von keinerlei dogmatischen Strömungen beeinflussten Wege geht. Zum Schluss das spektakuläre Hauptwerk, die Phantastische Symphonie von Hector Berlioz.

Salonen ließ sich bei seiner so spontanen, mitreißend gespannten Darstellung des genialischen Meisterwerks der französischen Frühromantik keineswegs von billigen Al-Fresco-Wirkungen leiten. Vielmehr wusste er Detailfreude mit großbogiger Dispositionskunst zu verbinden, wobei die umwerfende Klangpräsenz und virtuose Perfektion, mit denen der großbesetzte Klangkörper aufzutrumpfen wusste, Qualitäten für sich darstellten.

Die für ihre Entstehungszeit kaum fassbare Kühnheit dieser Musik mit ihren geschärften Blä-sereruptionen, ihrer Streicher-Intensität, aber auch ihren gespannten lyrischen Linien im dritten Satz, alles das sprang unmittelbar über. Nach dem furiosen Hexensabbath-Finale beruhigte sich das Auditorium erst, als Salonen das wunderschöne Finale aus Maurice Ravels „Ma Märe lOye” zugab, eine Espressivo-Studie von warmer Klangopulenz. Ein großer Abend.