Aachen : Ehekräche und Alkoholexzesse im Doppelpack
Aachen Nicht weniger als 14 Schauspieler gleichzeitig balzen und bramarbasieren, schmollen und schmeicheln auf den Brettern - und allesamt als Diener zweier Herren.
Nein, nicht etwa eine kleine Klon-Kolonne von Goldonis Lustspielheld Truffaldino bevölkert ab kommenden Donnerstag das Aachener Das Da Theater - kein Klassiker steht ganz oben auf dem Spielplan. Vielmehr serviert die Truppe eine Komödie von besonderem Kaliber, die erst Ende der neunziger Jahre entstand und bislang nur auf zwei deutschen Bühnen zu sehen gewesen ist.
Eine Komödie? Ja und nein. „Haus & Garten” heißt Alan Ayckbournes Gesellschaftssatire, welche buchstäblich im Doppelpack daherkommt.
Und schon von daher ungeahnte handwerkliche und künstlerische Herausforderungen an die Macher stellt: Theaterleiter Tom Hirtz und Regisseurin Maren Dupont inszenieren das turbulente Treiben in und an den vier Wänden des ehrgeizig-verschlagenen Helden Teddy Platt gemeinsam - und doch auch völlig unabhängig voneinander.
Erstmals nämlich will Hirtz so den glücklichen Umstand nutzen, dass das Haus an der Liebigstraße mittlerweile über zwei getrennte - und doch direkt benachbarte - Bühnen verfügt. „Vor drei Jahren habe ich die deutsche Erstaufführung in Bochum gesehen”, berichtet Hirtz, „und war begeistert.”
Wie der Titel andeutet, überschlagen sich die Ereignisse in „Haus und Garten” an zwei getrennten - und doch, siehe oben, direkt benachbarten - Lokalitäten. In Ayckbournes Beziehungsfarce lädt der durchtriebene Geschäftsmann Platt (Anton Schieffer) eine illustre Runde in sein gar nicht so trautes Heim.
Verhältnisse eskalieren
Zwischen Haus und Garten, zwischen Lieb- und Feindschaften, handfesten Ehekrächen und Alkoholexzessen eskalieren die vermeintlich so zivilisierten Verhältnisse ziemlich flott...
„Die Schauspieler agieren parallel, während die Zuschauer naturgemäß immer nur das Geschehen in einer der beiden Hallen verfolgen können”, erklärt Hirtz, seines Zeichens in jedem Sinn des Wortes Herr im Hause.
Der Clou: Jeder Akteur, der von der einen Bühne abtritt, erscheint Sekunden später als identische Figur auf der anderen. Während die Perspektiven wechseln, ist jedes Stück in sich abgeschlossen, kann also genossen und verstanden werden, ohne dass man das andere kennen muss - wiewohl sich der Reiz des Ganzen letztlich am ehesten jenen erschließt, die sowohl die eine als auch die andere Aufführung besucht haben.
„Natürlich haben wir von vornherein gemeinsam proben müssen”, berichtet Maren Dupont, die den zweifachen Handlungsfaden auf der Gartenseite bündelt. Eine wahrhaft doppelt Herausforderung also auch an die Improvisationskünste aller Beteiligten.
Nicht zuletzt für Choreographin Marga Render, Dramaturg Guido Krieger und natürlich Bühnen- und Kostümbildner Mirko Hensch, der bei seinem „Das Da”-Debüt nicht nur für gleich zwei gediegen-ironisch gestaltete Schauplätze sorgt, sondern auch für raffinierte Verbindungen hinter den Kulissen...