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Aachen: Die Kunstwelt blickt wieder nach Maastricht

Aachen : Die Kunstwelt blickt wieder nach Maastricht

Sie heißen Champs Elysées, Fifth Avenue, Grote Markt, Domplatz, Rembrandt Plein, New Bond Street oder Madison Avenue - die vielen Ausstellungsgänge der Kunst und Antiquitätenmesse TEFAF im Messezentrum Maastricht.

So edel wie die tatsächlichen Adressen der 201 Händler feinster Kostbarkeiten, so repräsentativ sind die Korridore der „European Fine Art Fair” benannt und so glanzvoll stellen sie sich auch dar.

Der Amsterdamer Messearchitekt Tom Postman und der Londoner Ausstellungsdesigner David Bentheim haben mit einem zeitlos-eleganten, grau-streifig gemusterten Standdesign, inspiriert von den schwarzweiß gekachelten Fußböden in Vermeers Gemälden, den perfekten Hintergrund entworfen für ein einzigartiges Kunstangebot.

Die TEFAF Maastricht gilt als weltweit führende Kunstmesse; bis zum 13. März finden sich hier an die 30.000 Kunstwerke allerbester Qualität aus allen Teilen der Welt zum Greifen nahe - aus Europa, Nord-, Südamerika und Kanada.

Hoher Eintrittspreis

Mindestens 75.000 Besucher werden diesmal wieder erwartet, darunter Museumsleute und Sammler aus aller Herren Länder, aber auch Menschen wie du und ich, die sich ihre Begeisterung für herrlichste Pretiosen aller Art den beachtlichen Eintrittspreis von 35 Euro pro Person - allerdings inklusive Katalog - gerne kosten lassen.

Dafür kommt man sich im MECC dann vor wie bei einer Opernpremiere, die Damen und Herren flanieren im feinsten Zwirn an den Ständen und leuchtenden Tulpendekorationen vorbei.

Die Qualität der Objekte, die nicht einfach nur ausgestellt sind, sondern auch gleich über den „Ladentisch” gehen können, sichert eine 130-köpfige Jury, der die besten Fachleute der Welt angehören. Sie haben Kunst aus mehreren Jahrtausenden begutachtet - Gemälde, Zeichnungen, Möbel, präkolumbianische und orientalische Kunst, europäisches Porzellan, Silber, Textilkunst, Uhren, antike Juwelen und und und. Und nicht nur alte Meister von Rembrandt bis Jordaens, auch die Moderne und sogar Zeitgenössisches ist vertreten.

„Arme” Museumsleute

Die Köln-New Yorker Galerie Werner nimmt zum vierten Mal an der TEFAF teil. Jörg Immendorff und Markus Lüpertz sind hier die Heroen - ihre gemalten Werke sind für Otto Normalverbraucher unbezahlbar, Papierenes indessen ist schon für 1750 Euro zu haben.

Auch ganz andere als „typische” Sammler moderner Kunst finden sich an diesem Stand immer wieder ein, wie Ilonga Mrosek erzählt. So mancher, der eine chinesiche Vase erworben hat, freundet sich plötzlich auch mit einem Strichmännchen von A. R. Penck an.

So eröffnen sich den Kunsthändlern auf der TEFAF neue Chancen und neue Kundschaft. Viel wichtiger als den Umsatz auf der Messe hält die Galeristin die Kontaktpflege zu anderen Händlern und Sammlern. „Die sehen wir oft genug später in Köln wieder.”

Einkaufenden Museumsleute indessen begegnet Ilonga Mrosek eher selten. „Denen fehlen heute einfach die Mittel.” Allerdings fänden sie hier eine Menge an Anregungen, meint sie beobachtet zu haben.

Ein paar Ecken weiter begrüßt Petra Rumbler von der Kunsthandlung H. Rumbler aus Frankfurt freundlich ihre Gäste. Seit 35 Jahren ist sie im Graphik-Geschäft, gleich mehrere Rembrandt-Radierungen hat sie wieder im Angebot.

Zum 8. Mal nimmt sie an der TEFAF teil und macht den Interessenten mit wenigen Sätzen auf Anhieb klar, warum es sehr viel sicherer und sinnvoller sei, bei einem seriösen Händler zu kaufen, statt auf einer Auktion ein Stück zu ersteigern. „Dort kaufen Sie die Blätter wie besehen. Das ist nur etwas für Kunstkenner mit sehr viel Ahnung.”

Der Händler dagegen bürge und garantiere für Qualität. Und wer bei der TEFAF zugelassen ist, „der gehört zu den besten Händlern der Welt”. Petra Rumbler ist stolz darauf dazuzugehören.

Ob Mainz, New York oder Cleveland - sie kennt die „Graphikszene” auf der ganzen Welt, entscheidende Bedingung für beste Beratung. Und sie verfügt über Erfahrungen, wie ganz anders Museumsdirektoren in anderen Teilen der Welt als in Deutschland Kunstmessen zu besuchen pflegen, in den USA zum Beispiel.

„Da geht ein Museumsmensch mit dem Chef einer Bank oder einem Industrieboss zur Messe und erklärt ihm, warum ein bestimmtes Stück für sein Haus wichtig ist. Das ist so, als ob hier jemand Josef Ackermann mitnehmen würde.”

So fühlten sich in den USA die „hauseigenen” Sponsoren unmittelbar mit einbezogen und „ihrem” Museum viel stärker verbunden. Petra Rumbler: „In Deutschland gibt es so etwas nicht, hier versteht sich ein Museums-Chef eher als hochgeistiger Forscher und kümmert sich nicht um Geld. Aber das wird sich irgendwann ändern müssen. Dabei könnte jedes beliebige, noch so teure Objekt erworben werden”, ist sich die erfahrene Händlerin sicher.

„Man muss nur an den richtigen Stellen Klinken putzen und überzeugen können.”

Im übrigen fand sie die Dürer-Ausstellung im Aachener Suermondt-Ludwig-Museum herausragend und vorbildlich. „Wer hat denn vorher annehmen können, dass das Haus eine solch hervorragende Dürer-Sammlung besitzt?”

Wenige Schritte weiter begegnet man einem phänomenalen Porträt von Perugino von 1475, einem bedeutenden Zeugnis der Renaissance-Malerei, während in der Nähe der Via Veneto ein millionenschwerer Rubens hängt - das „Mekka der Kunstwelt” trägt seinen Namen wieder zu Recht.

The European Fine Art Fair, Maastricht (TEFAF), Freitag, 4. März, bis Sonntag, 13. März 2005.

Ort: Maastricht Exhibition and Congress Centre (MECC), Forum 100, Maastricht, Niederlande.

Veranstalter: The European Fine Art Foundation, Helvoirt, Niederlande.

Aussteller: Etwa 200 führende Kunst- und Antiquitätenhändler aus 14 Ländern.

Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 19 Uhr, Sonntag, 13. März, 11 bis 18 Uhr.

Eintritt: 35 Euro pro Person (inkl. Katalog); 52,50 Euro zwei Personen (inkl. Katalog); 62,50 Euro Saisonticket (inkl. Katalog); 15 Euro erm.; 7,50 Euro Kinder (zwölf bis 18 Jahre, ohne Katalog). Kinder im Alter unter zwölf Jahre haben freien Eintritt.

Touristen-Info: Tel.0031/433252121

Die nächste TEFAF in Maastricht (MECC) findet statt vom 10. bis 19. März 2006.