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Aachen: Die Krankheit der Seele verhindern

Aachen : Die Krankheit der Seele verhindern

Dass er einen Hang zur biologischen und zur technischen Seite seines Faches hat, scheint ihm häufig vorgehalten zu werden. „Ich will nicht reduziert werden auf die biologische Psychiatrie”, betont Frank Schneider gleich zu Beginn des Gesprächs. Die wesentlichen Anstöße zu seiner Arbeit, sagt der leitende Psychiater des Uniklinikums, „kommen aus der täglichen Arbeit mit unseren Patienten”.

Der 47-Jährige, seit einigen Monaten Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Inhaber des entsprechenden Lehrstuhls stellte sich jetzt offiziell mit einer Antrittsvorlesung in der RWTH vor.

„Kein Molekularfuzzi” also will Professor Schneider sein. Doch ist die „neurobiologische Charakterisierung” psychischer Störungen und ihre Untersuchung mithilfe bildgebender Verfahren ein zentraler Schwerpunkt seiner Forschung und der Klinik. „Jemand ohne biologische Verursachung kann nicht psychisch krank werden”, macht Schneider die grundlegende Bedeutung der Biologie für das Verständnis von ernsthaften Erkrankungen der Seele klar.

„Aufgrund der biologischen Anlagen hat zum Beispiel ein Prozent der Bevölkerung ein Risiko, an Schizophrenie zu erkranken. Warum die Krankheit dann bei dem einen ausbricht und beim andern nicht, wissen wir nicht.” Wohl aber viel über die möglichen Gründe in den Phasen, in denen man für diese Krankheit „verletzlich” ist: Arbeitslosigkeit, Schulden, Stress, Beziehungsstörungen.

Männer trifft, statistisch gesehen, Schizophrenie härter als Frauen. Diese sind im Schnitt 25 bis 30 Jahre bei Ausbruch der Stoffwechselstörung im Hirn alt und haben also meist eine Berufsausbildung absolviert. Männer werden typischerweise im labilen Alter zwischen 18 und 20 krank. Ein fast noch größeres „Thema für mich sind Depressionen”.