Aachen : Die hypnotische Kraft des modernen Tanzes
Aachen Seit 14 Jahren lieben und bekämpfen sie sich, sprechen mit Körpern aus, was unaussprechlich ist, greifen zu Techno, Bach und Cage, um eine Kunstform zu beleben, die zeitweise die Klang- und Bilderflut neuer Medien aufnahm, jetzt aber zur „puren Idee” des Tanzes zurückkehrt.
„Schrittmacher” ist bis heute Indikator für die aktuellen Positionen im Bereich „tanz + tanzARTiges von heute”, wie es im spielerisch-sinnigen Untertitel des Aachener Festivals heißt, das vom 27. Februar bis 3. April in seine neue Runde geht.
4000 Besucher erwartet
Rick Takvorian, Gründer und inzwischen als Leiter des Veranstaltungsmanagements der Stadt weiterhin zuständig für das Projekt, rechnet in diesem Jahr wieder mit rund 4000 Besuchern im Ludwig Forum, dem Gründungs- und Veranstaltungsort des Tanzfestivals.
„Der Ansturm auf die Karten ist groß, wir könnten viel mehr verkaufen, aber das Space hat eben eine beschränkte Platzzahl”, so Takvorian. Olaf Müller, Leiter des Aachener Kulturbetriebs, hat für die Veranstaltungsreihe „mit europäischer Ausstrahlung” gleich das passende Zitat von Walter Benjamin zur Hand, der schon 1966 betonte: „Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen, für deren volle Befriedigung die Stunde noch nicht gekommen ist.”
An der „Befriedigung” werden in Aachen fünf namhafte Compagnien arbeiten, die unter dem Motto „Modern” an die Traditionen des umwälzende US-Imports „Modern Dance” erinnern und die internationale Entwicklung bis in die Gegenwart spiegeln. „Es war damals revolutionär, dass man das eigene Ich, die Gefühle in Tanz umsetzte und nicht mehr nur Geschichten erzählen wollte”, wirft Takvorian den Blick zurück.
Zur internationalen Perspektive passen die Bemühungen der Planer, „Schrittmacher” in der Europa-Stadt Aachen auch euregional zu prägen. „Wir hoffen, dass es bald möglich ist, in den Niederlanden und in Belgien zu informieren und zu werben, Eintrittskarten zu kaufen und sogar eine Form von Transfer anzubieten, wir sind mit unseren Partnern auf einem guten Weg”, berichtet Takvorian.
Längst hat sich ein experimentierfreudiges und treues „schrittmacher”-Publikum formiert, das in Aachen und weit über Aachen hinaus die manchmal provokativen Konfrontationen nicht scheut.
Den Auftakt bildet - passend zum angestrebten grenzenlosen Austausch - die Dansgroep Amsterdam. Aus Frankreich reist die Compagnie de Danse Hallet Eghayan an. Erstmals kommt die „Diva des amerikanischen Contemporary Dance”, Carolyn Carlson, ins Ludwig Forum, die gleichfalls mit zwei Tanzfilmen im Rahmen des Filmfestivals Aachen-Maastricht geehrt wird.
„Das erste Interview, das ich als ganz junger Mitarbeiter einer Ballett-Zeitschrift schreiben konnte, durfte ich mit ihr führen”, schwärmt Takvorian. „Der Kontakt besteht bis heute, deshalb haben wir sie im Festival mit ihrer Compagnie.” Eine Neuentdeckung ist aus Kanada die Compagnie Flak, und zum Abschluss will das Tanztheater Bremen mit Arbeiten des israelischen Choreographen Emanuel Gat „die hypnotische Kraft eines intuitiven Talents” vermitteln, wie es in der Beschreibung heißt - ein „Schrittmacher”-typisches Ziel.
Das Programm
Start am Freitag, 27. Februar, bis 1. März Dansgroep Amsterdam
6. und 7. März, Compagnie des Danse Hallet Eghayan, Frankreich
20. und 21. März, Compagnie Carolyn Carlson, im Anschluss Talk mit der Choreographin und Rick Takvorian
27. und 28. März, Compagnie Flak, Kanada
2. und 3. April, Tanztheater Bremen.
Alle Tanzveranstaltungen beginnen um 20.30 Uhr.
In Kooperation mit dem Filmfest Maastricht-Aachen: 22. März, 17 Uhr, Space, Tanzfilme über Carolyn Carlson.