Aachen : Die Bewerbung der anderen Art
Aachen Es sind Welten, die aufeinander prallen, doch gerade das macht die Sache spannend. „Die Welt der Jugendlichen ist nicht in erster Linie die Welt der Arbeit, und die Welt der Unternehmen hat keine Verbindung zur Welt der Jugendlichen”, sagt Helmut Malmes, Geschäftsführer der Arbeitsloseninitiative „Pro Arbeit” in Aachen.
In einem im August gestarteten Projekt mit dem Namen „Come 2gether - gemeinsam lernen”, sollen sich 20 benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene, die zurzeit Qualifizierungsmaßnahmen bei Trägern in der Region absolvieren, auf nicht alltägliche Weise potenziellen Arbeitgebern vorstellen.
Verbesserung der Erwerbschancen der Zielgruppe
In Kreativ-Werkstätten erstellen die Teilnehmer alternative Bewerbungen, die mit herkömmlichen Bewerbungen wenig gemein haben. „Bei der Erarbeitung dieser kreativen Bewerbungen werden die Fähigkeiten der Jugendlichen in den Bereichen Musik, Video und darstellende Kunst aktiviert, dadurch werden auch Schlüsselqualifikationen gefördert”, sagt Malmes.
Ein kreatives Produkt zu entwerfen und in die Tat umzusetzen, erfordere hohe Teamfähigkeit, Disziplin, Selbstorganisation und Ausdauer, „genau jene Qualifikationen, deren Fehlen von vie-len Arbeitgebern oft als Argument gegen die Beschäftigung von benachteiligten jungen Menschen vorgebracht wird”, erklärt Malmes. „Die Jugendlichen arbeiten somit nicht nur für sich selbst und über sich, sondern sie tragen mit ihrer Arbeit zur Verbesserung der Erwerbschancen der Zielgruppe in der Region bei”, sagt Barbara Koerner („Pro Arbeit”), die das Projekt sozialpädagogisch begleitet.
Start im Januar 2005
Im Gegenzug sind die Unternehmen aufgerufen, ebenfalls in einer Kreativ-Werkstatt aktiv zu werden und sich den jungen Menschen mit Hilfe moderner Medien vorzustellen. Malmes: „Die Unternehmen präsentieren in Selbstporträts ihre Philosophie und beschreiben Anforderungen und Erwartungen an junge Mitarbeiter und Auszubildende.” Das Spektrum der Unternehmen, die sich an dem Projekt beteiligen können, umfasst alle Branchen.
Abschließend findet eine Kreativ-Werkstatt statt, bei der die Jugendlichen und die Unternehmen zusammenkommen. Dort sollen sie sich austauschen und die Welt des jeweils anderen kennen lernen. „Im besten Fall kommen sich beide Seiten so nah, dass am Ende des 18 Monate dauernden Projekts ein Anstellungsverhältnis steht”, erklärt Wolfgang Joußen vom Büro für sozialwissenschaftliche Analysen und Planungen (B-Plan) und wissenschaftlicher Leiter der Aktion. Im Januar 2005 sollen die Werkstätten starten. Gefördert wird das Projekt von der „Aktion Mensch”, unsere Zeitung begleitet die Maßnahme als Medienpartner.
„Gemeinsam-Lernen-Preis”
„Wir hoffen, dass sich möglichst viele Unternehmen für unsere Idee begeistern können”, setzt Joußen auf eine gute Resonanz. Natürlich ist den Initiatoren bewusst, dass die Unternehmen in Zeiten von Hartz IV und der immer wieder aufflammenden Diskussionen um eine Ausbildungsplatzabgabe andere Probleme haben. Und dennoch: „Das Projekt schafft für engagierte Unternehmen eine Plattform, ihren Einsatz und ihre Kompetenzen für die Förderungen benachteiligter Jugendlicher öffentlichkeits- und medienwirksam zu präsentieren, auch um weitere Unternehmen zu motivieren, ihrem Vorbild zu folgen”, meint Malmes.
Lohnenswert ist der Einsatz der Unternehmen allemal: Wer mitmacht, wird mit dem „Gemeinsam-Lernen-Preis” ausgezeichnet. Joußen: „Ein Gütesiegel, mit dem ein Unternehmen beweist, dass ihm benachteiligte junge Menschen nicht gleichgültig sind.”