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Paris: Der wilde Mystiker mit abenteuerlichem Leben

Paris : Der wilde Mystiker mit abenteuerlichem Leben

Arthur Rimbaud (1854-1891) war ein eruptives Genie. Von Baudelaire beeinflusst, begann er als 16-Jähriger, Lyrik zu schreiben.

Sein gesamtes dichterisches Werk entstand in nur vier Jugendjahren: 1875 verzichtete er auf jegliche literarische Tätigkeit und begann ein abenteuerliches Wanderleben.

Rimbaud, der vor 150 Jahren in Charleville, im Norden Frankreichs, geboren wurde, gehörte zu den spektakulärsten Autorengestalten der französischen Literatur und gilt als Wegbereiter des Symbolismus. Seine Lyrik, Ausdruck der Auflehnung gegen Konventionen aller Art, wirkte besonders auf die Expressionisten und Surrealisten des 20. Jahrhunderts.

„Meine Geburtsstadt gehört unter den kleinen Provinzstädten zu den dümmsten”, schrieb der Sohn eines Offiziers und einer autoritären Mutter einst. Rimbaud war ein aufsässiger, aber brillanter Schüler. 1869 erhielt er den ersten Preis in lateinischen Versen bei einem akademischen Wettbewerb.

Enttäuschungen

Zwei Jahre später schickte er an den französischen Dichter Paul Verlaine Langgedichte aus dem Werk „Das trunkene Schiff”, in dem er seine Enttäuschung über das Scheitern der Pariser Kommune (Mai 1871) verarbeitet hatte. Im September 1871 verließ er auf Drängen Verlaines Charleville.

„Kommen Sie, teure große Seele, man ruft Sie, man wartet auf Sie”, schrieb Verlaine an Rimbaud, der zu ihm nach Paris zog. Als Rimbaud zwei Jahre später die Beziehung beenden wollte, schoss Verlaine auf ihn - was ihm zwei Jahre Gefängnis einbrachte.

Diesen Bruch mit Verlaine verarbeitete Rimbaud in der bekannten Prosagedichtsammlung „Ein Aufenthalt in der Hölle”. „Genug gesehen. Genug gesehen. Genug gekannt”, schrieb Rimbaud in dem Gedicht „Abschied”, bevor er in entfernt gelegene Gefilde floh.

Er lebte in Norwegen, Zypern und die letzten elf Jahre seines Lebens in Afrika, wo er zwielichtige Geschäfte als Waffenschieber betrieb, seine Spuren verwischte und sich in Schweigen hüllte. „Er ist auf ewig auf die Einsamkeit, die Armut und diese wilde Pflicht vereidigt, sich von allen Verbindungen durch einen ständigen Abschied loszureißen”, schrieb der französische Dichter Paul Claudel.

Nach einer letzten Durchquerung der äthiopischen Wüste ließ sich Rimbaud halb gelähmt nach Marseille zurückbringen. Ihm wurde wegen eines krebsartigen Tumors am Knie das rechte Bein amputiert. Er starb am 10. November 1891 in Marseille im Alter von 37 Jahren und hinterließ der Nachwelt eine metaphern- und assoziationsreiche Poesie, deren Sprache er von strengen Versmaßen und konventionellen Bildern befreite.

Rimbauds Werk ist voller esoterischer und seherischer Gedichte. Es spiegelt weitgehend ein nihilistisches Weltbild wider, was ihn zum „Mystiker im wilden Zustand” und „geistigen Anarchisten” werden ließ.