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Heerlen: Der Traum von einem behindertengerechten Sportpark

Heerlen : Der Traum von einem behindertengerechten Sportpark

Der Sport war sein Leben und der Sport sollte sein Leben auch entscheidend verändern. Zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass John Franken, 48, beim Trampolinspringen gestürzt ist. Seitdem ist der Heerlener querschnittsgelähmt.

Seine Leidenschaft für den Sport ist aber bis heute ungebrochen. „Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, meinen Körper fit zu halten. Aber über die Physiotherapie hinaus gibt es nichts. Nur sitzen, sitzen und noch mal sitzen”, erzählt Franken. Die meisten Geräte in Fitnesscentern seien nicht für Behinderte geeignet, außerdem hätte er einen ständigen Betreuer im Training gebraucht. Und in welchem Fitnesscenter gibt es schon eine dauerhafte 1:1-Betreuung? „Ich bin den Fitnesscentern zu lästig”, sagt Franken.

Nachdem sein Vorstoß in der Reha-Klinik, ein Fitness-Angebot für Behinderte auf die Beine zu stellen, zwar positiv aufgenommen worden war, aber keine konkreten Formen angenommen hatte, beschloss er, seinen Traum von einem behindertengerechten Sportzentrum selbst in Angriff zu nehmen. Das war vor zwei Jahren.

Inzwischen haben seine Vorstellungen relativ konkrete Formen angenommen. Gerade wird der Bedarf ermittelt, außerdem arbeiten zwei Studenten, Tom Josephs und Aagje Wevers, im Rahmen ihrer Diplomarbeit an der Hogeschool Zuid in Sittard an einem Business-Plan. Als Programmierer an der Fernuni Heerlen ist Franken gut mit dieser und weiteren Hochschulen vernetzt, so fand er schnell Studenten, die sich den Aufgaben annehmen wollten.

Auch die äußerliche Form des Sportparks steht schon fest: In einem vierblättrigen Kleeblatt im grenznahen Gewerbegebiet Avantis bei Heerlen sollen auf 3500 Quadratmetern auf der unteren Ebene Turnhallen, Fitnessräume, Schwimmbad, Wellnessbereich und Saunen Platz finden, auf der zweiten Etage eine Rückenklinik und weitere Angebote aus der Pflege, Tanzstudios und Räume, in denen technische Neuerungen, die für Behinderte von Interesse sein können, von Behinderten getestet werden.

2000 Kunden aus drei Ländern

Die Zielgruppe setzt sich 3:1 aus Menschen ohne und mit Behinderungen zusammen. Insgesamt schwebt Franken ein Stamm von 2000 Kunden vor, die aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden kommen sollen. Diese drei Nationalitäten sollen sich auch im Personal zu gleichen Teilen widerspiegeln. Schulen, Vereine und Betriebe sollen sich für die Nutzung der Hallen einmieten können. Außerdem will Franken die Pflegeversicherungen davon überzeugen, dass Behinderte einen bestimmten Betrag für körperliche Fitness zur Verfügung gestellt bekommen, über den sie selbst verfügen können. Beispielsweise, indem sie ihre Mitgliedschaft in dem Sportzentrum geltend machen.

Bis es soweit ist, steht aber noch eine Menge Arbeit an: Ein Investor muss gefunden werden, der bereit ist, geschätzte 20 Millionen Euro für Bau und Inventar auszugeben, der Flächennutzungsplan der Gemeinde muss geändert werden und vor allem: Das Interesse an einer solchen Einrichtung muss gegeben sein. 95 Prozent positive Rückläufe einer kürzlich gestarteten Umfrage brauche er, sagt Franken, um sein Projekt weiterentwickeln zu können. Unter anderem hat das Rote Kreuz die Fragebögen verteilt, Interessenten mit und ohne Behinderung können aber auch gleich über das Internet die Fragen - auch auf Deutsch - beantworten. Beispiel: „Wären Sie bereit, mit Behinderten in eine Sauna zu gehen?”

Auch Gleichgesinnte sucht Franken noch: Drei aus jedem Land, am besten aus der Pflege, die ihn bei der Umsetzung seines Traums unterstützen wollen. Sollte der dann Realität werden und sogar noch Gewinn abwerfen, will der Niederländer diesen in einen Fonds stecken. Für Innovationen, die Behinderten das Leben im Alltag leichter machen.