Aachen : Der Traum vom Musik-Miteinander: Ilja Scheps neuer Professor für Klavier
Aachen Zehn Jahre lang war er Solist bei den Moskauer Philharmonikern. Doch in den 90er Jahren musste er zunehmend um das Wohl seiner Familie bangen.
Die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen in seiner Heimat wurden schwieriger.
„Durch meine Gastspielreisen habe ich eine Menge von der Welt gesehen”, erzählt Ilja Scheps, der als neuer Professor für Klavier und Kammermusik Ulla Graf in dieser Position an der Musikhochschule in Aachen folgt. „Wir haben uns für Deutschland entschieden.”
Nach nur rund sechs Wochen präsentiert sich seine Klasse am Donnerstag, 12. Juni, 19.30 Uhr, im Kammermusiksaal der Musikhochschule (Theaterstraße 2-4, Eintritt frei) mit Werken von Bach, Beethoven, Chopin und Liszt-Horowitz.
Scheps hat bereits weitreichende Erfahrungen als Dozent. Doch eine Lehre ohne weiterhin praktizierte Solistentätigkeit kann er sich nicht vorstellen. „Ich brauche die Bühne für mich selbst und um den Studierenden diese Kunst weiter zu geben.”
Nach Stationen in Wuppertal, wo Ehefrau Tamara eine Klavierakademie aufgebaut hat, Dortmund, Darmstadt und Rostock kam die Chance, in Aachen eine Professur zu erlangen.
„Ich habe mich in Rostock beim Aufbau der Musikhochschule intensiv mit den Strukturen und den besten Bedingungen für ein Studium beschäftigt.”
Nicht das - wie er es nennt - „Tastenklopfen” steht bei Scheps im Mittelpunkt. „Ich habe zwei Hauptfächer: Klavier und Musik. Ich möchte erreichen, dass die Studenten die Musik gut und auf breitester Basis kennen.”
Ganz besonders engagiert sich der Pianist für die Jugend. „Nicht alle Kinder sind mit Kunst und Musik geimpft, wir befinden uns in einer schwierigen Phase der Kulturentwicklung. Die Musikhochschulen sind aufgefordert, dabei zu helfen, solche Defizite ausgleichen.”
Sein Traum ist es, sie alle näher zueinander zu bringen: Lehrende, Studierende, Musikinteressierte in der Stadt, Eltern und Kinder, die zu den Konzerten mitkommen.
Gern öffnet er Unterrichtsstunden für Zuschauer, veranstaltet Workshops. „So eine Musikhochschule sollte zusammen mit Theater und Orchester kulturelles Herz einer Stadt sein.”
Dabei sieht er bereits im Besuch der Konzerte eine Förderung des Nachwuchses. „Sie erfahren, dass Menschen ihre Musik brauchen, das stärkt das Selbstvertrauen und ermutigt zur Arbeit.”
Eine gesunde und freundliche Atmosphäre müsse an einer Hochschule herrschen. „Viele Studenten sind deprimiert. Ich möchte ihnen helfen, sich zu finden. Jeder einzelne ist für mich ein Schwerpunkt meiner Arbeit.”
Sein Ziel als Lehrer: Absolventen, die vielseitig sind, die sich auf der Bühne oder im Kammermusik-Ensemble, als Korrepetitoren am Theater oder als Liedbegleiter bewähren, die an jeder Stelle ihre Liebe zur Musik bewahren und weitergeben.