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Aachen: Der präzise Blick auf den Alltag

Aachen : Der präzise Blick auf den Alltag

Den Aachener Dom hat er nach den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges und nach dem vollendeten Wiederaufbau gemalt:

Der Maler Carl Schneiders (1905-1975) ist seiner Vaterstadt nicht nur durch seinen Wohnsitz, sondern auch durch einen Teil seiner Motive treu geblieben. Stillleben und andere Szenen verweisen in die Weite oder zumindest auf überörtliche Bezüge. Bis zum 24. April widmet ihm das Aachener Suermondt-Ludwig-Museum eine Retrospektive.

„Ein großer Aachener Künstler” sei Schneiders gewesen, bekräftigte Oberbürgermeister Jürgen Linden bei seiner Eröffnungsansprache. Im Herbst wird es zudem eine sehr viel umfangreichere Schneiders-Schau in der Sammlung „Kunst aus Nordrhein-Westfalen” in der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster geben.

Konsul Hans Josef Thouet, der Vorsitzende des Museumsvereins, formulierte seine Rede aus sehr persönlichen Bezügen heraus: Er hat an der damaligen Aachener Werkkunstschule bei Schneiders einige Semester lang Malerei studiert.

Sein damaliger Lehrmeister sei von fulminanter Gründlichkeit gewesen und habe seine Zöglinge dazu angehalten, gerade die banalsten Gegenstände des Alltags mit großer Genauigkeit zu zeichnen. Diese Präzision, so Thouet, habe er als Basis jedweder Abstraktion schätzen gelernt.

Genau diese künstlerische Tugend hob auch Kustos Adam C. Oellers als Charakteristikum Schneiders hervor. Die Liebe zur Genauigkeit habe der junge Carl im Architektenbüro seines Vaters kennen gelernt.

Dort sei ihm auch der Lehrling Ludwig Mies van der Rohe begegnet, mit dem ihn eine Freundschaft verbunden habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich habe Schneiders, dessen Gegenständlichkeit durchaus Nuancen kannte, gegenüber dem aufkeimenden Informel seinen Realismus behauptet. Verteidigen, berichtete Oellers, musste sich Schneiders nie.