Köln : Der Ohrenschmaus hat seine eigene Messe
Köln Hörbücher boomen: 2004 stieg der Umsatz gegenüber 2003 um 14, 7 Prozent auf 140 Millionen Euro. Ein Trend, dem sich auch die Koelnmesse nicht länger verschließen wollte.
In Zusammenarbeit mit der lit.Cologne, die am Wochenende zu Ende ging und mit knapp 50.000 Besuchern einen Rekord erzielte hob sie die „AudioBooksCologne”, kurz ABC, aus der Taufe. Eingebettet in das renommierteste europäische Literaturfestival lief die Mischung aus Messe, Kongress und Publikumsevent parallel im Gürzenich ab.
Fazit: Das Pilotprojekt konnte 4000 Besucher verzeichnen. „Viele waren im Vorfeld skeptisch, ob das Hörbuchsegment eine eigene Veranstaltung trägt. Ich denke wir haben mit der Premiere gezeigt, dass das Hörbuch eine solche Veranstaltung nicht nur verdient, sondern auch großes Wachstumspotential für die Zukunft verspricht”, zeigt sich Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Koelnmesse GmbH, erfreut.
Auf 440 Quadratmetern präsentierten 58 Aussteller ihr aktuelles Programm. Darunter Marktführer wie der Münchner Hörverlag, die Deutsche Grammophon oder der Audio Verlag, aber auch kleinere Anbieter. Auf der ABC wurde nicht nur beraten und verkauft, sondern es gab Lesungen mit Schauspielern, Sprechern und Autoren, Live-Musik und Parties.
Im ABC-Forum hielten Fachleute Vorträge über Technik, Trends und Vermarktung, in der HörBar im historischen Kellergewölbe gab es Kostproben, und auch im Hörlabyrinth und im Hör-Kino hatte der Ohrenschmaus Premiere. Bei den Anbietern herrschte gute Stimmung, trotz Konkurrenz mit der Leipziger Buchmesse.
Ines Wallraff, zuständig fürs Marketing bei Random House Audio, war angenehm überrascht: „Schließlich war es ja der erste Mal. Ein Vorteil gegenüber Leipzig ist, dass die ABC mitten in der Stadt ist - so kamen viele Leute direkt aus der Fußgängerzone zu uns”.
Weil es nur ums Hörbuch ginge, sei es leichter gewesen, gezielt zu beraten und auch das spielerische Umfeld und die gute Werbung seien Pluspunkte. Käufer von Hörbüchern in Deutschland, so eine aktuelle Studie („Der Markt der Bücher”, in Auftrag gegeben von der Zeitschrift Focus, 2004) sind überdurchschnittlich gebildet, technisch versiert und auffallend häufig weiblich.
Insofern ist Besucherin Nadja Achterkamp, die in Münster Philologie studiert, eine typische Vertreterin dieser Spezies. Hörbücher hören, findet die 23-Jährige entspannend: „Es ist etwas anderes als immer nur fernsehen, obwohl ich auch lese”. Besonders die versierten Stimmen ausgebildeter Schauspieler haben es ihr angetan, da kann sie schon mal einen ganzen Tag „verhören”.
Petra Partsch von der Hörbuch- und Belletristik-Abteilung am Messestand der „Mayerschen Buchhandlung” findet das nicht typisch: „Hörbücher kommen so gut an, weil die Leute keine Zeit mehr haben, zu lesen. Sie sind schneller und mobiler geworden und viel unterwegs und das meistens im Auto. Da kann man kein Buch lesen, so wie früher, im Zug oder in der Straßenbahn”.
Der nächste ABC-Termin für 2006 steht übrigens schon fest: Vom 10. bis 13. März. Eine neuerliche Überschneidung mit der Leipziger Buchmesse wird dadurch vermieden.