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Der künstliche Mensch ist utopisch fern

Der künstliche Mensch ist utopisch fern

Aachen (an-o) - Jeder Mensch ist ein einzigartiges, unverwechselbares Individuum. Gilt das auch in Zeiten von Klon- und Stammzellen-Debatte? Dieser Frage sind (auch) in Aachen Philosophen und Mediziner nachgegangen. Das Ergebnis liegt nun als Buch vor.

Karl Kegler, Geschäftsführer des RWTH-Forums "Technik und Gesellschaft", und der Historiker Max Kerner wollen als Herausgeber den Dialog zwischen Natur- und Kulturwissenschaften beflügeln: "Für die Geisteswissenschaft ist es eine große Herausforderung, weiter an der Definition des Menschen zu arbeiten", erklärt Kerner.

Was ist ein Mensch? Mehr als nur ein genetisch reproduzierbarer Zellhaufen? Kann auch eine Maschine menschliche Züge tragen? Ist das in einer Nährlösung am Leben gehaltene Gehirn ein Mensch? Mit derlei Fragen beschäftigte sich ein interdisziplinäres Kolloquium des Aachener Forums "Technik und Gesellschaft" bereits im Mai 2000. Die Diskussion dauert bekanntlich an und hat zu dem jetzt vorliegenden Band der "Aachener Studien zu Technik und Gesellschaft" geführt.

Stammzellen-Diskussion

"Der Mensch ist derzeit noch nicht in Gefahr, zu einer beliebig reproduzierbaren Größe zu verkommen", meint Kegler. Allerdings werde mit dem unaufhaltsamen Fortschritt der Wissenschaft ein menschliches "Teil-Kunstprodukt" immer greifbarer. Zum Beispiel in Form des so genannten Gewebs- und Organengineerings, bei dem synthetisch entwickelte Stoffe dem menschlichen Körper eine "körpereigene Materialoberfläche" vortäuschen. Dank dieser Technik sollen Brandopfer künftig bessere Überlebenschancen haben. Vor allem die Diskussion um embryonale Stammzellen und therapeutisches Klonen hat in der Vergangenheit hohe Wellen geschlagen.

"Der künstliche Menschen in seiner Gesamtheit wird so schnell nicht Wirklichkeit werden", versichert die Aachener Bio-Medizinerin Benita Hermanns. Anders lautende Meldungen seien der Sparte "Science Fiction" zuzuordnen. "Ein künstlicher Mensch würde auch ein künstliches Bewusstsein voraussetzen. Nachdem es bisher jedoch strittig ist, was Bewusstsein überhaupt darstellt, ist die Frage nach einem künstlichen Menschen als Gesamtprodukt der Stammzellenforschung in weite, utopische Ferne gerückt", so Hermanns.

"Der künstliche Mensch" 22,90 Euro, Böhlau Verlag, Köln. ISBN 3-412-16301-5