„Pattern and Decoration“ : Dekor mit Fantasie blüht im Ludwig Forum zur Kunstform auf
Aachen Ist es denkbar, dass die Aachener Kunstmäzene Peter und Irene Ludwig bei ihren USA-Reisen und den dortigen Streifzügen durch die Kunstszene schlicht Spaß an diesen Werken hatten? Bestimmt!
Denn was heute unter dem Dach der Kunstbewegung „Pattern and Decoration“ aus den 70er Jahren versammelt wird, ist mal atemberaubend bunt, dann wieder mutig monochrom, ein Material- und Stilmix, erwachsen aus dem Bewusstsein, dass kunsthandwerkliche Techniken durchaus zu künstlerischer Qualität führen.
„Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen“ lautet das Motto der Ausstellung, die heute im Aachener Ludwig Forum eröffnet wird. Dabei schöpft das Museum aus eigenen Beständen. Mit 65 Werken, die der in den USA entstandenen Kunstbewegung zuzuordnen sind, liegt man im Vergleich zu anderen Häusern an der Spitze. „Es gibt eine deutliche Renaissance; überall interessiert man sich wieder für ,Pattern and Decoration‘“, betont Forumsleiter Andreas Beitin. Von Aachen aus wandert die Schau nach Wien und danach ins Ludwig Museum Budapest.
13 Künstlerinnen und Künstler aus Kalifornien und New York hatten sich um 1975 dem Gedanken verschrieben, dass puristische Minimal Art und rationalistische Konzeptkunst nicht alles regieren sollten. Sie — darunter viele Frauen — wollten Farbe, Form und Fantasie aufblühen lassen — mit künstlerischem Anspruch. Was man zuvor als hübsche Bastelei und betuliche Hausfrauen-Näharbeit belächelt hatte, erwies sich als dynamischer Ausdruck einer Lebenssicht, die politisch-emanzipatorischen Anspruch hatte.
Der stark westlich (und männlich) geprägte Kunstbegriff wurde aufgebrochen. Von ihren Reisen brachten Frauen und Männer die schönsten Formen anderer Kulturen für ihre Kunst mit — arabische Arabesken, asiatische Fächermagie oder afrikanische Ornamente. Hier durfte und sollte es dekorativ sein. Die Aachener Ausstellung bildet den Facettenreichtum ab, der „Pattern and Decoration“ ausmacht.
Da verbinden sich wilde Mustermix-Stoffe bei Kim McConnel zu heiteren Bildgeschichten, haben Künstlerinnen wie Joyce Kozloff Keramikteppiche aus Elementen zusammengesetzt, die sie mit Keksförmchen ausgestochen hat, zeigt sich Ned Smyth als bildgewaltiger Meister des Glas- und Steinmosaiks. Andere wieder lassen zarte Tapetenmuster mit der Wand verschmelzen.
Zur Eröffnung reisen einige der ausgestellten Künstler an. Smyth und McConnel wanderten am Mittwoch bereits durch die Schau. „Kaum zu glauben, das ist von mir?“ lachte McConnel. Auch Smyth stand nachdenklich vor seinem Mosaikwerk. „Peter und Irene Ludwig haben damals tatsächlich das Beste ausgewählt“, bestätigt Kuratorin Esther Boehle. Ergänzt wird die Ausstellung durch Beispiele aus der Gegenwartskunst, in der sich „Pattern and Decoration“ langsam wandelt.