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Aachen: Chemiker geriet ins Drogenkartell

Aachen : Chemiker geriet ins Drogenkartell

Der vorerst letzte Teil eines Drogenkrimis von internationalem Zuschnitt begann gestern am Aachener Landgericht.

Dort auf der Anklagebank sitzt ein feiner Mann, Deutscher, geboren in Dortmund und lange tätig in Krefeld, von Beruf Chemie-Ingenieur und dazu langjähriger Unternehmer in der Lacke- und Farbenentwicklung. Der Standort seiner Firma war im flandrischen Gent.

Vorgeworfen wird dem 61-Jährigen „die Teilnahme an Herstellung und Vertrieb” von Grundstoffen, die in Heroin-Labors zur Produktion benötigt werden.

In seinem Fall geht es nach der Anklage um 50 Tonnen „Essigsäureanhydrid” als „"ESA” bekannt und als Grundstoff für die Heroin-Fabrikation benutzbar. Der feinsinnige Kunstsammler, der eigentlich Journalist werden wollte und sich nach eigener Einlassung sein Leben lang am liebsten mit schönen Dingen wie Literatur, Theater und Malerei umgab, ist nach dem Konkurs seiner Genter Farblabore deftig unter die Räder geraten.

Im Verfahren vor der 1. großen Strafkammer geht es darum, ob der Chemiker wirklich nicht wusste, dass die Fuhren aus dem Jahr 1995 mit dem Stoff „ESA”, transportiert in einem gekühlten Sattelschlepper, für die Drogenproduktion in der Türkei bestimmt waren. Bestellt hatte den brisanten Grundstoff ein ehemaliger Geschäftsfreund aus Kroatien. Von einem weiteren Hintermann in der Türkei, einem Montenegriner, habe er nichts gewusst.

Weil er wegen seines Konkurses Geld brauchte, ließ er gestern von seinem Verteidiger vortragen, habe er tonnenweise die Säure besorgt - gegen Provision. Auch beim Umladen in Flandern war er behilflich. Sogar als er merkte, dass die Sachen nicht wie vereinbart nach Tschechien sondern nach Istanbul gebracht wurden und zwischen Paletten von Shampoo und Seife versteckt waren, habe er nichts gesagt - ein Fehler, wie er heute einsichtig meint. Die Zollformalitäten für den Transport wurden im Zollhof Aachen abgewickelt.

In USA verurteilt

Doch für den Fabrikanten kam es noch dicker: 1998 wurde er in London verhaftet, dann in die USA abgeschoben und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Er sei, gab er gestern an, durch einen „Agent provocateur” in einen Krieg zwischen US-Drogenfahndern und einer Mexiko-Drogen-Connection geraten. Am Donnerstag wird weiterverhandelt.