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„Pippi Langstrumpf“-Sachbuch: Zum 75. Geburtstag einer Heldin, Ikone und Freundin

„Pippi Langstrumpf“-Sachbuch : Zum 75. Geburtstag einer Heldin, Ikone und Freundin

Generationen von Lesern sind und waren ihre Fans. Aber was fasziniert uns alle so an Pippi Langstrumpf? Warum wurde sie so ungemein erfolgreich?

Zum 75. Geburtstag von Pippi Langstrumpf, das Original erschien in Schweden 1945, hat der Oetinger-Verlag, der Astrid Lindgrens Werke in Deutschland verlegt, einen Jubiläumsband herausgebracht: zwei Pfund schwer (wenn nicht gar schwerer) und im Format eines Schuhkartons. Und wie in einem echten Schuhkarton, in dem man Erinnerungen aufbewahrt, finden sich darin Tagebucheinträge und Notizen, Skizzen und Zeichnungen, Texte und Fotos, Briefe und Zeitungsausschnitte. Und Sätze, die man nie wieder vergessen will. „Wenn das Herz nur warm ist und schlägt, wie es schlagen soll, dann friert man nicht.“ Das ist so einer. Er stammt – natürlich – von Pippi Langstrumpf.

Fast noch reizvoller, als der durch Kapitel vorgegebenen Chronologie zu folgen, ist es, durch das Buch zu stöbern – eben wie durch den Inhalt eines Pappkartons. Dabei stößt man auf Kinderbriefe („Liebe Pippi! Kom doch einmal zu mir. Und fergis nicht dein Pferd und deinen Affe.“), trifft die aus Film und Fernsehen bekannte Pippi wieder oder begegnet ihr als Motiv von Tattoos und Street-Art.

Verleger Friedrich Oetinger erinnert sich daran, wie alles begann, prominente Autoren wie Henning Mankell verraten, wie Pippi einst ihr Herz im Sturm eroberte, oder man erfährt, warum das Kultbuch in der DDR erst so spät auf den Markt kam.

Rebellin, Emanze, Muse

Aber warum ist Pippi denn nun so unwiderstehlich? Lindgren-Tochter Karin Nyman meint, weil sie zwar unabhängig und stark sei, aber trotzdem freundlich, großherzig und mutig: „Sie muss nichts tun, was sie nicht tun will, und respektiert nichts, was in ihren Augen keinen Respekt verdient, egal, was andere sagen.“ Und: „Pippi erzählt unglaublich lustige Lügen, nie sagt sie etwas Banales oder Langweiliges“.

Verlegerin Monika Osberghaus findet: „Pippi verabreicht ein Lebenselixier.“ Für Musiker Björn Ulvaeus (Abba) wurde sie deshalb zur Heldin seiner Kindheit, weil sie eine „freundliche und empathische Rebellin“ ist. Dass sie mit dieser Kombination unbedingt zur besten Freundin taugt, darüber
sind sich viele einig.

Aber als Ikone? Feministinnen gilt sie als „erste Mädchen-Emanze“, Designer und Magazine vereinnahmten sie als „punkige Modemuse“ und umweltbewegte Menschen erkannten in ihr eine Seelenverwandte von Greta Thunberg.

Unbedingt verlassen kann man sich nur auf Pippi Langstrumpfs Erfinderin, auf Astrid Lindgren, die im Jubiläumsband selbst zu Wort kommt. Etwa mit einer köstlichen Geschichte: „Der Räuber Assar Bubbla. Oder: Um ein Haar hätte es kein Buch über Pippi Langstrumpf gegeben“. Es gibt Tagebucheinträge, Briefe einen Artikel aus dem Jahr 1959, in dem sie Pippis Beliebtheit damit erklärt, dass sie – im Gegensatz zu anderen Kindern – Macht besitzt, die sie aber nicht missbraucht: „Pippi besitzt die Gabe, damit richtig umzugehen.“

„Pippi Langstrumpf - Heldin, Ikone, Freundin“ von Astrdi Lindgren und vielen anderen, 224 Seiten, 30 Euro, Oetinger

(sus)