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„Ende Gelände“-Buch: Was treibt sie zum politischen Aktivismus?

„Ende Gelände“-Buch : Was treibt sie zum politischen Aktivismus?

Die Geschichte von „Ende Gelände“ ist tief mit unserer Region verwoben. In einem Sachbuch geben die Klima-Aktivisten einen Einblick, wie sie ticken. Reflektiert, aber immer parteiisch.

Die Bilder gehen in schöner Regelmäßigkeit durch die Nachrichten: Vorwiegend junge Menschen in weißen Maleranzügen dringen in Tagebaue ein, besetzen Kohlebahnlinien oder Kraftwerkszufahrten. Damit bringen sie die Infrastruktur der Kohleverstromung für einige Stunden zum Erliegen. „Wir gehen dahin, wo es wehtut“, schreiben die Klima-Aktivisten in ihrer Aufsatzsammlung dazu. Das „Ende Gelände“-Buch gibt einen Einblick, wie Menschen ticken, die so etwas tun. Warum sie das tun. Und wa­rum das alles gar nicht neu ist.

Die Geschichte von „Ende Gelände“ ist tief mit unserer Region verwoben. 2015 startet die erste Aktion des Bündnisses aus einem Klimacamp in Lützerath, dem Ort, der heute so umkämpft ist. Am Ende waren Hunderte Aktivisten in den Tagebau eingedrungen. Die Autoren des Sammelbandes beschreiben, wie sie für ihre Überzeugungen Gesetze brechen und warum deshalb bei ihnen Schmetterlinge im Bauch verrückt spielen.

„We shut shit down“ von Ende Gelände, 208 Seiten, 16 Euro. Nautilus Flugschrift.
„We shut shit down“ von Ende Gelände, 208 Seiten, 16 Euro. Nautilus Flugschrift. Foto: Nautilus Flugschrift

Es geht um die Wurzeln der Klimagerechtigkeitsbewegung, die bei G8-Protesten zum Beispiel in Heiligendamm oder bei Protesten gegen Castortransporte liegen. Die Aktivisten brechen bewusst Gesetze, um auf Missstände hinzuweisen. Die Autoren des Buches räumen ein, dass ihre Grenzüberschreitungen in Garzweiler, in Hambach und sonst wo nicht legal sind, sie halten sie aber für notwendig und legitim, weil die Klimakatastrophe das viel größere Übel ist.

Wer das „Ende Gelände“-Buch liest, erfährt viel über den Antrieb hinter politischem Aktivismus. Man darf aber keine neutrale Betrachtung erwarten. Die Texte sind durchaus reflektiert, aber immer parteiisch. Zusammenstöße mit der Polizei werden verklärt und einseitig geschildert. Deutlich wird auch, dass „Ende Gelände“ weit links vom etablierten Parteienspektrum steht. Denn erklärtes Ziel ist nicht nur ein sofortiger Kohleausstieg, sondern auch ein gesellschaftlicher Wandel, der auf die Abkehr vom Kapitalismus zielt.