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Sachbuch „Der Pakt“ von Claudia Weber, 276 Seiten, C.H. Beck

„Der Pakt“ von Claudia Weber : Die Geschichte einer mörderischen Allianz

Es war der Pakt der Diktaturen. Als vor 80 Jahren Nazi-Deutschland und die Sowjetunion den Hitler-Stalin-Pakt schlossen, war das mehr als ein politisches Zweckbündnis zweier verfeindeter Ideologien.

Kaltes Machtkalkül, Skrupellosigkeit und Expansionswille: Der Nichtangriffspakt der beiden totalitären Regime ist für die Historikerin Claudia Weber weit mehr als nur ein Vorspiel zum „eigentlichen Krieg“. In ihrem lesenswerten und geradlinigen Buch zieht sie die Intensionen der ungewöhnlichen Partner nach.

Weber zeigt in ihrer Studie nicht nur den politischen Willen zu diesem Zweckbündnis, sondern auch die mörderischen Konsequenzen und die Folgen für die Nachkriegsordnung. Zudem räumt sie mit der These auf, die deutsche Wehrmacht sei mit ihrem Einmarsch in die Sowjetunion am 22. Juni 1941 einer Offensive der Roten Armee zuvorgekommen.

Adolf Hitler ermöglichte das Bündnis den Angriff auf Polen. Er schützte die Wehrmacht vor einem Zweifrontenkrieg und ermöglichte die Expansion nach Westeuropa unter nationalsozialistischer Vorherrschaft. Für Josef Stalin bedeutete der Pakt eine enorme Machtsteigerung. Mit dem Vertrag sei Stalin an den Tisch der europäischen Großmächte zurückgekehrt. Das geheime Zusatzprotokoll habe ihm zudem Territorien verschafft, die ihm der Westen nie hätte offerieren können.

Nach dem Einmarsch erst der deutschen Truppen und dann der Roten Armee in Polen setzten die beiden Mächte ihre in der Geheimabsprache zugrunde gelegten Interessen rigoros durch: Zwangsdeportationen, Umsiedlungen und Bevölkerungsaustausch. Im Laufe der Monate traten aber die Konflikte zwischen den beiden Vertragspartnern immer deutlicher zutage. 1941 marschierte die Wehrmacht in die Sowjetunion ein. Für Weber ist klar: „Die Entscheidung für den ‚ideologischen Endkampf’ gegen den Bolschewismus stand nie infrage.“ Stalin habe nie ernsthaft die Idee eines Angriffs verfolgt.

(opi)