Aachen : Brachland-Ensemble mit ungewöhnlichem Projekt in der Kammer des Theaters Aachen
Aachen Abenteuerlustig muss man schon sein, um so ein Projekt bühnentauglich auf die Beine zu stellen. Gunnar Seidel und Dominik Breuer, die beiden künstlerischen Leiter des Brachland-Ensembles, sind es. Mutig und mit großer Geste, ausgestattet mit erstaunlichen Entdeckungen und mächtigen Visionen, bringen sie als Koproduktion mit dem Theater Aachen das Projekt „Revolution: Alles wird gut!“ in die Kammer.
Nach eineinhalb Jahren Vorbereitung findet am Freitag, 10. November, die Uraufführung statt. Agieren werden Katja Zinsmeister, Simon Rußig, Anika Pinter und Ali Can sowie als Puppenspielerin Sophie Bartels. „Erstaunlich, was sich da entwickelt hat“, sagt Dramaturgin Inge Zeppenfeld, die das Ganze begleitet hat und zunehmend erkennen musste, wie anders und futuristisch das Brachland-Ensemble arbeitet.
Zwei Grundgedanken hätten die Macher dabei angetrieben: Die Einsicht, dass „die Welt noch nie so friedlich wie heute“ war und die darauf bezogene Aussage der Psychologin Julia Shaw: „Unsere verzerrte Wahrnehmung versperrt die Sicht auf diese Tatsache.“
Als der Kerngedanke der Produktion feststand, wurden die Recherchen gestartet. Wo gelingt Menschen Gutes? Wo sind sie glücklich? Warum reden sie nicht lauter darüber, und weshalb spielen sie in den Medien kaum eine Rolle?
An einem Abend unter Regie des Brachland-Ensembles passiert eine Menge, vor allem überraschende und unerwartete Dinge. Anika Pinter und Ali Can sind etwa als „Live-Scouts“ unterwegs. Nicht nur Zuschauer in der Kammer werden einbezogen, sondern auch Passanten, die zu dieser Zeit zufällig irgendwo in der Stadt unterwegs sind und von einem „Scout“ angesprochen werden. Es gibt Übertragungen per Skype von der Straße zur Bühne und überraschende Begegnungen, die sich aus Recherchen der Projektmitglieder in Deutschland, Belgien, Ghana, Schweden, Italien, Griechenland, Indien, Israel, Palästina, Kamerun und Österreich ergeben haben.
Dominik Breuer war zum Beispiel in einem indischen Ashram, um sich in die Meditation einweihen zu lassen. In China haben die Rechercheure einen Wald gefunden, „so groß wie die Fläche der Stadt Köln, angebaut von zwei Männern — einer ist blind, der andere hat keine Arme“.
Und immer wieder die Erkenntnis: Es gibt viele Menschen, die Gutes tun und bewirken, aber still im Hintergrund bleiben. Menschen zum Beispiel in Israel, die fern jeder Politik einander vergeben können. „Und sie selbst denken manchmal gar nicht, dass sie etwas für die Welt tun“, sagt Seidel.
Das Brachland-Ensemble will Staunen und das Wissen um positive Entwicklungen weitergeben. Es baut daraus ein Stück, eine Art „Installation“, zu der auch Puppen aus Zeitungspapier gehören. „Wir wünschen uns, dass die Leute mit eignen Ideen zur friedlichen Revolution nach Hause gehen und selbst etwas tun“, betont Breuer. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der Landeszentrale für politische Bildung NRW.