Aachen : Blühende Melodien betören das Publikum im Spiegelfoyer
Aachen Fast exakt auf den Tag genau erklang vor zehn Jahren das erste Kammerkonzert in Kooperation mit der „Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde zu Aachen e.V.” und des Aachener Sinfonieorchesters.
Dass die Reihe eine anhaltende Erfolgsgeschichte einleiten sollte, konnte damals niemand absehen. Doch ausverkaufte Konzerte sind seit langem die Regel. Und auch die musikalische Qualität kann sich hören lassen. Davon profitierte auch das 1. Kammerkonzert im rappelvollen Spiegelfoyer des Theaters.
Diesmal konzentrierte man sich auf klassisch-romantische Strei-cherformationen mit Mozarts glutvoll leuchtendem Streichquintett in g-Moll als Höhepunkt. Das atmosphärisch dichte, stilistisch weitgespannte und nicht nur in der betörend schönen Einleitung zum letzten Satz selbst für Mozarts Standard ungewöhnlich reife Werk erfuhr durch die vier Aachener Streicher und den polnischen Gast-Cellisten Mateusz Kwiatkowski auch die beste Interpretation des Abends. Dynamisch ausgefeilt, melodisch blühend, intonationssicher und mit ausreichender Binnenspannung ausgestattet, konnte das kostbare Werk seine Qualitäten nahezu ungehindert entfalten.
Nicht ganz so konzentriert gelang der Rest des Programms, der vor allem durch die originelle Werkauswahl gefiel. Mit Puccini und Verdi hievte man zwei eingefleischte Opernheroen aufs Kammermusikpodest. Dass in Puccinis kurzen „Crisantemi” die Nähe zur Oper, speziell zu seinem ersten Welterfolg, der „Manon Lescaut”, zum Greifen nahe ist, überrascht nicht. Wie intensiv sich Giuseppe Verdi für sein einziges bedeutendes Kammermusikwerk, das Streichquartett in e-Moll, mit der klassisch-romantischen Quartett-Tradition von Haydn bis Beethoven auseinandergesetzt hat, verwundert schon mehr. Aber gerade die reizvolle Verschmelzung klassischer Vorbilder mit Verdis spezifischer Opernsprache wurde nicht so recht hörbar.
Dafür blieb die Interpretation zu ausdrucksarm, und der raffinierten, bereits auf den „Falstaff” vorausweisenden Schluss-Fuge fehlte der nötige Schuss an brillantem Esprit, um die Vitalität und Originalität des Satzes voll zur Geltung bringen zu können. Dennoch verdienter Beifall für Marijn Simons und Piotr Oleniecki (Violine), Andrew Simpson und Sandra Rehle-Simpson (Viola) sowie den erwähnten Cellisten. Und das nicht nur für die wunderschöne Mozart-Interpretation. Das Konzert wird heute Abend um 20 Uhr im Spiegelfoyer des Theaters wiederholt. Karten: siehe Ticketbox.