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Bistum in Not: Kirchen vor dem Verkauf

Bistum in Not: Kirchen vor dem Verkauf

Aachen (an-o/dd) - Das Bistum Aachen rechnet damit, dass Pfarrgemeinden in den nächsten Jahren ihre Kirchen verkaufen werden. Die dramatische Finanzlage des Bistums und die aktuelle Spardiskussion werden demnach den Prozess massiv beschleunigen.

"Das hängt vor allem damit zusammen, dass wir große Kirchengebäude haben, die beim Gottesdienstbesuch nur halb voll sind", sagte Bistumssprecher Jobst Rüthers gestern in Aachen. Eine Bistums-Kommission entwickle zur Zeit einen Kriterienkatalog für den Verkauf, die Vermietung oder die Nutzung als Pfarrheim, Beratungsstellen und Jugendtreffs von Kirchen.

Allerdings sei bisher bistumsweit noch kein Sprengel akut betroffen. "Die Kirchengemeinden entscheiden selbst über die Zukunft ihrer Gotteshäuser ", sagt Rüthers. In 30 Pfarren werde bereits darüber nachgedacht, "wie künftig Gemeindeleben stattfinden soll". Keineswegs sollen die Kirchen als Discotheken oder Einkaufszentren verwandt werden, um die religiösen Gefühle der Menschen nicht zu verletzen.

Falls sich unter den Bedingungen für ein Objekt kein Interessent finde, müsse auch über Abriss nachgedacht werden. Bereits jetzt würden Kirchengebäude alternativ genutzt. "In Aachen steht St. Nikolaus als Citykirche der Ökumene zur Verfügung, in Düren-Rölsdorf wurde das Kirchenschiff von St. Nikolaus mit Tüchern abgeteilt. In einem Teil werden bei Bedarf Kunstwerke ausgestellt, im anderen Messen gelesen."

Für St. Martin in Aachen bestünden bereits Umbaupläne, die Kirche solle als Probenraum fürs städtische Sinfonieorchester zur Verfügung stehen. Die Gemeinde will ihr kleineres Pfarrheim zum Sakralbau umbauen, notfalls soll die große Kirche abgerissen werden.