Würselen : Berühmte Broadway-Erfolge im Götz-Alsmann-Gewand
Würselen Wie macht dieser Mann das nur? Er plaudert, singt, spielt, musiziert — häufig, ohne auf die Tasten zu schauen — moderiert seine Songs und feuert rundum die Bandmitglieder zu Höchstleitungen an. Götz Alsmann beim Festival auf Burg Wilhelmstein in Würselen-Bardenberg.
Einerseits so etwas wie ein Heimspiel vor eingeschworenem Stamm-Publikum, andererseits eine Herausforderung, denn diese Konzertbesucher kennen nahezu alle seine Programme. Alsmann weiß das und legt sich ins Zeug.
So kennt man ihn, so fasziniert er. Der letzte Klappstuhl in der Burg-Arena ist besetzt, sogar auf den Treppen sammeln sich die Zuhörer. Der Begrüßungsapplaus ist kräftig. Alsmann genießt ihn wie eine warme Dusche mit ausgebreiteten Armen. So etwas liebt er. Mit einem Siegerlächeln, das zu sagen scheint: „Ich liebe euch alle, und es ist sehr in Ordnung, dass ihr mich feiert...“ betritt er die bunt ausgeleuchtete Bühne. Würselen ist ihm vertraut. Hier war er „20 Mal“, wie er schwärmt.
Adrett in rosafarbenen Jacketts mit schwarz-samtigen Aufschlägen und schwarzen Hosen, erinnern er und seine Bandmitglieder an die Herren eines Ensembles, das zum edlen Tanztee eines feinen Kurhotels aufspielt. Nobel sind sie, aber alles andere als verschlafen. Bei Götz Alsmann geht die Post ab, was nachdenkliche und sanfte Balladen nicht ausschließt. Da wird das Herzblut mit höchster Professionalität gemischt, lassen die pianistischen Qualitäten des erfahrenen Entertainers, den es meist nicht lange auf seinem Klavierhocker hält, immer wieder aufhorchen.
„Broadway“ ist der Titel seines neuen Programms, mit dem er tourt und das er gleichzeitig als CD unter die Fangemeinde bringt. Das passt zu ihm, zaghaft ist er nie. Alsmann braucht eine Band, die präzise seine höchsten Ansprüche erfüllt und deren Mitglieder starke Persönlichkeiten sind. Er hat sie: Altfrid Maria Sicking gibt an Vi-braphon und Xylophon dem Gesamtsound einschmeichelnde Farben.
Ab und zu greift er zur gedämpften Trompete und ist sich seiner Wirkung auf die Zuschauer sehr bewusst. Markus Paßlick hat nicht nur ein enormes Percussion-Arsenal um sich versammelt, er macht auch aktiv mit im komödiantischen Geschichtenreigen. Rudi Marhold (Schlagzeug) und Michael Ottmar Müller (Bass) sind verlässliche Größen bei raschen Rhythmuswechseln.
„Broadway“ — der Name ist Programm. Songs unter anderem von Cole Porter, George Gershwin, Rodgers & Hammerstein, Jerome Kern, Titel aus Musicals, die zu großen Broadway-Erfolgen wurden, prägen den Abend. Die Arrangements, bei denen Alsmann häufig zum Lateinamerikanschen greift oder seine Liebe zum Swing auslebt, sind elegant und üppig.
Alsmann singt ausschließlich deutsche Übersetzungen der Songs, das ist gewöhnungsbedürftig. Meist liefert er Hintergrundinformationen zum Originaltitel, etwa zum melancholischen „Alles passiert immer mir“ nach „Every-thing Happens to Me” von Tommy Dorsey mit Frank Sinatra oder „Ein Wandersmann“ nach Nat King Coles „Nature Boy“. Alsmann hat gründlich recherchiert, zum Teil skurrile Übersetzungen gefunden, die er — natürlich — in seine kleinen Plauderblocks einbaut. Immer wieder springt er auf und erzählt von der New-York-Reise des Ensembles, von den Aufnahmen zur CD, vom Broadway-Feeling. Das sind nicht einfach nur Geschichten: Sätze entwickeln sich zu skurrilen Kaskaden aus geschliffenen Formulierungen, schillernd, witzig, intelligent und ohne Atem zu holen.
Hier und da blitzt Heimatliches auf. Alsmann stammt aus Münster, was er ab und zu betont. Dann wieder sein TV-Erfolg „Zimmer frei“ mit Christine Westermann: „Ist doch nett, wenn man mir in der Fußgängerzone zuruft: ,Hallo, Herr Westermann...‘” Die Zuschauer verstehen und lachen.
Drei Zugaben
Im nächsten Moment sitzt oder steht Alsmann wieder am Klavier, angelt sich akrobatisch mit dem linken Bein das Mikrophon, leitet mit einem kräftigen „Uh!“ eine Rumba ein und reißt alle mit. Euphorischer Applaus zu vorgerückter Stunde, drei Zugaben, eine mit der Ukulele im Arm. Und endlich darf der „Wolf“ wieder Cha-Cha-Cha tanzen — einer seiner schwungvollsten Titel. Bleibt die Frage: Wie sehen die Jacken beim nächsten Programm aus? Mintgrün? Die Burg wird es zeigen.