Berlin : Berlinale: Vielversprechender Filmstoff wird diskutiert
Berlin Die Bilanz kann sich sehen lassen: Erst fünf Mal hat der Berlinale Co-Production Market stattgefunden, doch das hochrangige internationale Treffen von Filmexperten in Berlin hat bereits 70 Kinofilme hervorgebracht.
Allein 2008 liefen nach Angaben der Veranstalter 17 davon auf internationalen Festivals und im Kino, darunter „Tage des Zorns”, „Oxford Murders”, „Lemon Tree”, „Krabat”, „La Sangre Brota” und „Mongol”.
Vom 8. bis 10. Februar erwartet die Berlinale erneut Filmproduzenten und Finanziers, Vertriebsexperten und Redakteure aus aller Welt, die bei voraussichtlich 1200 Einzeltreffen über vielversprechende Filmstoffe diskutieren. Dabei können sie im Abgeordnetenhaus von Berlin 36 Projekte aus 25 Ländern kennenlernen und auf Koproduktionschancen abklopfen.
Wichtige Voraussetzungen für die Auswahl sind die strukturelle Eignung der Projekte für eine Koproduktion und die internationale Erfahrung der Produzenten. „Das bedeutet, dass ein Produzent mindestens einen Spielfilm in internationaler Koproduktion hergestellt haben muss”, sagt die Market-Leiterin Sonja Heinen. „Schließlich wollen wir die Teilnehmer mit verlässlichen Partnern verkuppeln.”
In diesem Jahr wurden für den Market 333 Projekte eingereicht, nachdem es 2008 noch 378 waren. Den leichten Rückgang erklärt Heinen damit, dass sich die strikten Regeln der Auswahl allmählich herumgesprochen haben. Heinen: „Die Produzenten haben inzwischen verstanden, dass nur Stoffe, die schon anfinanziert sind, unseren recht strengen Kriterien standhalten und so eine Chance haben, ausgewählt zu werden.”
Für die 22 Projekte in der offiziellen Auswahl gelten nämlich klare Vorgaben: Die Budgets liegen zwischen ein und zehn Millionen Euro, und mindestens 30 Prozent der Finanzierung müssen gesichert sein. Aus Deutschland haben zwei Thriller-Projekte den Sprung in die letzte Runde geschafft: „Goodnight” von Regisseur Gregor Buchkremer und „Silence” von Regisseur Baran bo Odar.
Eine Chance bekommt aber auch der Nachwuchs: Zehn Projekte von Teilnehmern des Berlinale Talent Campus hoffen im „Talent Project Market” auf Interessenten. Dazu gehört erstmals die Kölner Produzentin Meike Martens, ihre Blinker Filmproduktion stellt das Drehbuch „Palestinian Gangster” der jordanischen Regisseurin Azza El-Hassan vor. Darin geht es um einen palästinensischen Verbrecher, der wütend über die Art und Weise ist, in der ihn die Medien beschreiben. Kurz entschlossen entführt er eine Filmemacherin, die seine kriminellen Aktivitäten beschönigen und ihn als Nationalhelden darstellen soll.
Azza El-Hassan und Meike Martens kennen sich schon seit 2001 und haben zusammen El-Hassans Dokumentarfilm „Kings and Extras” entwickelt. „Den Dokumentarfilmhintergrund spürt man auch in ihrem ersten Spielfilmprojekt, weniger offensichtlich ist dagegen ihr Sinn für angeschwärzten Humor und Ironie”, sagt Martens.
Ihr liegt vor allem am Herzen, „den Erwartungen an einen palästinensischen Film nicht einfach zu entsprechen, sondern ihm einen Dreh zu geben, der ein weiteres Publikum anspricht”. Wenn alles gut geht und sich rasch Geldgeber finden, könnte der fertige Film im nächsten oder übernächsten Jahr auf der Berlinale laufen.