Aachen : Begeisterung für „Monsieur Ibrahim”
Aachen Wenn er aus dem Leben dieses jüdischen Jungen in Paris erzählt, ist er ganz „Momo”, wenn er weise und warmherzig plaudert oder Antwort gibt, sieht man „Ibrahim” leibhaftig vor sich - und das alles ohne einen größeren Aufwand von Maske und Kostüm.
Warum das funktioniert? Weil er ganz er selbst ist: Volker Risch. In dem Solostück „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran” von Eric-Emmanuel Schmitt hat der Schauspieler, der unter anderem in „Nathan der Weise” und „Drei Mal Leben” zu sehen war, für ein permanent ausverkauftes Haus und Beifallsstürme gesorgt.
Am Donnerstag, 10. März, ist das Grenzlandtheater mit einer Doppelvorstellung dieser Produktion Gast bei den Landesbühnentagen Tübingen. Zwei Zusatzvorstellungen in Aachen (26. März, 16 und 20 Uhr) gibt es auch noch.
Sehr begehrte Stimme
„Monsieur Ibrahim” - ein stilles Stück, ein zurückhaltender Darsteller, aus dem dennoch die reine Freude über das Erreichte strahlt. „Ich habe schon eine Menge gemacht, aber ich empfinde diese Produktion als meinen bisher wichtigsten Erfolg”, so Risch, der nicht nur auf vielen deutschen Bühnen gespielt hat, sondern zudem in zahlreichen TV-Serien und Filmen im Einsatz war und sogar ein eigenes Lyrik-Programm („Was Männer an Frauen finden”) geschrieben hat.
Nicht nur bei Radiodokumentationen, auch bei der Aufnahme von Hörbüchern ist seine Stimme begehrt. „In den TV-Produktionen musste ich immer wieder Berufe ausüben, die ich mir im Privatleben nie ausgesucht hätte, Chirurg zum Beispiel oder Rechtsanwalt und Manager.” TV-Engagements - das sagt er ganz offen - sind gut für die Haushaltskasse, wenn man (seit 1982) freischaffender Künstler ist.
Die Rolle in „Monsieur Ibrahim” hat ihm Intendant Manfred Langner ans Herz gelegt. „Er hat mir mehr zugetraut als ich mir selbst”, sagt Volker Risch nachdenklich.
Aus anderen Inszenierungen war er mit Regisseur Paul Bäcker vertraut, der als Übersetzer der Schmitt-Werke die Tiefen in dessen oft knapper Sprache auszuloten weiß. „Als ich das Buch las, habe ich mir noch nicht viel dabei gedacht, höchstens, dass es eine gut erzählte Geschichte ist”, erinnert er sich.
„Erst Paul Bäcker hat mir praktisch die Türen aufgestoßen.” Es entwickelte sich eine Arbeit, in deren Verlauf sich manches änderte. „Wir hatten eine Menge Requisiten, Obst etwa in den Kisten vor dem Laden oder Bücher im Regal. Auf all das haben wir nach und nach verzichtet, weil es störte, den Blick auf das Wichtige verstellte.”
Tief berührt war Risch von dem, was Schmitt so schlicht ausdrücken kann. „Wenn der Araber dem Jungen etwa erklärt, warum sein Vater, der die Ermordung seiner Eltern, ihre Deportation erlebte, es niemals verkraftet hat weiterzuleben. Das ist großartig.”
Nicht zuletzt diese Erkenntnisse haben Risch dazu befähigt, „Monsieur Ibrahim” so umzusetzen, dass er in den Köpfen der Zuschauer Bilder erzeugt - und das für gut 100 pausenlose Minuten. Rischs Leben ist geprägt vom Wechsel: „Wenn irgendetwas erfolgreich läuft, neige ich dazu, es abzubrechen und Neues zu suchen. Das ist nicht immer bequem, damit wird man auch nicht berühmt, aber ich brauche das.” Das Solo für „Monsieur Ibrahim” war so eine neue Erfahrung.