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Baubeschreibungen voller Rätsel

Baubeschreibungen voller Rätsel

Aachen (an-o) - Da wundern sich die Experten der Verbraucher-Zentrale: Oft kommen die Käufer eines Hauses erst am Tag vor dem entscheidenden Notartermin, um die Baubeschreibung prüfen zu lassen. Dabei sind die meisten Exposes oberflächlich - und es drohen versteckte Mehrkosten.

Immer mehr Leute kaufen Fertighäuser oder so genannte schlüsselfertige Häuser von einem Bauträger. Der Vorteil: Sie haben nur einen Ansprechpartner, der einen Fixtermin garantiert und einen festen Kostenpunkt. Welche Leistungen der aber beinhaltet, ist in den Baubeschreibungen oft nicht exakt festgelegt. Wer bezahlt zum Beispiel den Anschluss von Strom, Gas und Wasser ans öffentliche Versorgungsnetz? Bedeutet "schlüsselfertig", dass die Tapete hängt und der Bodenbelag verlegt ist?

Wischi-Waschi

Wenn Experte Gerd Weiß in der Verbraucherzentrale mit dem Kaufwilligen anhand einer Checkliste die Baubeschreibung Punkt für Punkt durchgeht, tauchen oft Wischi-Waschi-Formulierungen auf. Zum Beispiel: "Türen buchenfarben". Da fragt sich Weiß und müsste sich auch jeder Interessent fragen: "Handelt es sich um Massivholz oder um eine Folie? Wie ist die Tür von innen aufgebaut? Welche Türgriffe werden montiert?" Dass die Exposes der Verkäufer häufig nur vage Angaben enthalten, wundert Weiß nicht: "Schließlich dienen sie nicht nur der Information, sondern sind auch Werbeinstrumente."

Da ist dann auch selten Genaues zu Wärme- und Schallschutz zu finden. Fragen, die Energie-Expertin Ulrike Leidinger stellen würde, sind zum Beispiel: "Ist ein innenliegendes Fallrohr so schallgedämmt, dass das Rauschen der Wasserspülung nicht zu hören ist? Ist das Dach auch so gedämmt, dass die Zimmer dort im Sommer nicht zum Brutofen werden?"

In der 90-minütigen Beratung wird aber auch angesprochen, ob es eine Versicherung gegen die Pleite des Bauträgers in der Bauzeit gibt oder wie es mit der Qualitätssicherung während des Bauens steht. Hat der Bauträger damit TÜV oder einen unab- hängigen Experten beauftragt? Wichtig für die Bauabnahme sind Nachweise über korrekt ausgeführte Arbeiten. Aber auch scheinbare Kleinigkeiten wie die Sanitärobjekte wollen genau bedacht sein, um Ärger zu vermeiden. Mit Beschreibungen "weißes WC der Firma XY oder gleichwertig" sollte sich keiner zufrieden geben, rät Weiß: "Optimal ist es, sich in einem Musterhaus alles anzusehen und genau festzulegen. Zum Beispiel: Badezimmerfliese Fresko der Firma GG zum Preis von 17,55 Euro."

Zeitdruck vermeiden

Erst wenn alle Leistungen und Gewerke genau zwischen Verkäufer und Käufer geklärt seien, könne der Notar in Aktion treten. Auf keinen Fall soll sich der Interessent unter Zeitdruck setzen lassen. "Nachbesserungen nach Vertragsabschluss sind erfahrungsgemäß meistens teuer, Minderleistungen bringen dagegen kaum Abschlag", weiß Gerd Weiß.

Er und seine Kollegen beraten in den Verbraucher-Zentralen Aachen, Alsdorf und Düren. Terminvereinbarung unter 0241 404600 und 0241 44760. Die Beratung kostet 140 Euro, da sie nicht öffentlich gefördert wird. Aber sie macht sich schon bei einem entdeckten Fehler bezahlt und fällt bei Objekten, die 200.000 Euro und mehr kosten, nicht ins Gewicht.

Zum Thema:

Die Verbraucher-Zentrale Aachen (Boxgraben 38, fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof) bietet während der Neubauwoche vom 23. bis 27. Juni acht Veranstaltungen an, die bis auf eine kostenlos sind. Telefonische Anmeldungen unter 0241 404600 (10 - 13 Uhr).

Montag, 23. Juni: Individuelle Beratung rund ums Thema Neubau, 16 - 17.30 Uhr; Solarsiedlung Aachen, 19 - 20.30 Uhr. Dienstag, 24. Juni: Alternative Heizsystem, 19 - 20.30 Uhr; Mittwoch, 25. Juni: Individuelle Heizberatung, 16 - 17.30 Uhr; Baugrundstücke und Infos zum Bauen mit Bauträgern (Eintritt fünf Euro), 19 - 20.30 Uhr; Donnerstag, 26. Juni: Stadthaus statt Haus, ein anderes Wohnmodell, 17 - 18.30 Uhr; Niedrigenergiehäuser, 20 - 21.30 Uhr (bei der Volkshochschule Aachen, Peterstraße 21 - 23); Freitag, 27. Juni: Individuelle Bauberatung, 14 - 15.30 Uhr.