Köln : Balladen wie rohe Diamanten: „Wir sind Helden” im Kölner Palladium
Köln Eins muss man ihnen lassen: Sie haben ein gutes Händchen dafür, was ihr Publikum mag.
Beim letzten Kölner Konzert, September 2003 im E-Werk, hatten „Wir sind Helden” die Newcomer „Astra Kids” aus Datteln dabei. Diesmal im Palladium besorgten „Madsen” aus dem Wendland (Niedersachsen) den Support.
Dass Terzett - Sänger Sebastian Madsen, seine Brüder Sascha und Johannes und ihre Freunde Niko Maurer und Folkert Jahnke - macht prima Gute-Laune-Deutsch-Punk-Rock, passt ausgezeichnet zu „Wir sind Helden” und wird hoffentlich den gleichen Erfolg haben, wie er den inzwischen etablierten „Astra Kids” beschieden war. Tipp: Am 30. Mai erscheint das Debüt-Album von „Madsen”.
Dass Judith Holofernes (28) und ihre Mitstreiter Mark Tavassol (Bass), Jean-Michel Tourette (Keyboards/Gitarre) und Pola Roy (Drums) die Stranglers-Hymne „No more heroes anymore” anstimmen, ist natürlich pures Understatement. Klar, braucht die Welt Helden.
Und besonders solche wie die, die daran schon durch ihren Bandnamen keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Das finden auch 4000 Fans, die das Quartett aus Berlin mit ohrenbetäubendem Jubel begrüßen.
Die Zeit für Helden ist noch lange nicht zu Ende. Im Gegenteil. Sie fängt gerade erst an. Anfang April ist die sehnsüchtig erwartete zweite CD der Helden erschienen.
„Von hier an blind” kann mit seinem Vorgänger „Die Reklamation” (Juli 2003) durchaus mithalten. Das zeigen Rohdiamanten wie „Zuhälter”, „Geht auseinander” oder die vorab ausgekoppelte Single „Gekommen um zu bleiben”, die mitreißend Kabarettklänge der 20er mit einem jazzigen Grundschema verschmilzt.
Zu blauem Licht und Regenfunkenregen singt Holofernes die wohl anrührendste Ballade der neuen CD: „Darf ich das behalten”, eine flehentliche Bitte, bei der so mancher verstohlen zum Taschentuch greifen möchte.
Mit 17 Stücken, fünf Zugaben und einer Spielzeit von fast zwei Stunden hat die Band im Vergleich zum letzten 90-Minuten-Auftritt in Köln ihr Programm deutlich verlängert. Man darf sehr gespannt sein auf den nächsten Auftritt. Die Zeit für Helden dauert an.