Aachen : Aachen will keinen Streit mit der Unesco
Aachen Einem Streit mit der Unesco wollen die Aachener von vornherein aus dem Weg gehen. Um das Weltkulturerbe Aachener Dom als Kulturgut langfristig zu schützen, wird die Stadt daher große Teile der Innenstadt als „Denkmalbereich” ausweisen. Sie folgt damit einem Wunsch der Kulturorganisation der UNO, die zur Sicherung des Kulturguts eine Pufferzone rund um die ehemalige Pfalzanlage Karls des Großen fordert. Damit soll auch die besondere Silhouette der Stadt erhalten werden, die von Dom und Rathaus mitgeprägt wird.
Die Aachener reagieren damit nicht zuletzt auf die Vorgänge im vergangenen Jahr in Köln: Dort wurde der Dom vorübergehend auf die Rote Liste des Welterbes gesetzt, weil geplante Hochhausbauten das Gesamtbild gefährdeten.
„Ein Denkmal braucht die Umgebung, die zu ihm passt”, erklärt der Aachener Dompropst Herbert Hamanns, der die Pläne der Stadt Aachen begrüßt. Der Blick auf den Dom dürfe nicht durch Bauten verstellt werden, sagt er.
Auch der Aachener Oberbürgermeister Jürgen Linden erhofft sich von einer neuen Denkmalschutzsatzung für die Innenstadt einen „städtebaulichen Zugewinn”. Die Pufferzone bedeute nicht, dass es in der Innenstadt keine Veränderungen mehr geben werde, erklärte er. Eine abschreckende Wirkung auf Investoren erwartet er nicht.
Wie Baudezernentin Gisela Nacken erläuterte, sind mehrere abgestufte Schutzzonen geplant, in denen unterschiedlich strenge Regeln für Neubauten oder bauliche Veränderungen gelten sollen. Kernzone ist das Ensemble Dom, Rathaus und Katschhof, es folgen zwei weitere Bereiche bis hin zum inneren Stadtring und schließlich auch mehrere Sichtschneisen, die freigehalten werden müssen.
Die Rechtsgrundlage werde in einem länger dauernden Prozess erarbeitet, kündigen Linden und Nacken an. In einem Handbuch werden dann Fragen der Maßstäblichkeit, Geschosshöhen, Baustil oder -materialien festgeschrieben. Der Bau von Hochhäusern wird damit zumindest in der Aachener Innenstadt ausgeschlossen, sagt Nacken. Man wolle kein „historisches Disneyland”, erklärte sie, wohl aber wolle man „ein Gefühl geben, wie die mittelalterliche Stadt ausgesehen hat”.
Mit der Ausweisung des Denkmalbereichs wollen die Aachener zugleich ihre Chancen verbessern, die gesamte ehemalige Pfalzanlage als Weltkulturgut anerkennen zu lassen - Dom und Rathaus also inklusive. Den entsprechenden Antrag haben die Aachener bei der Unesco bereits vor fünf Jahren gestellt. Bis zu einer Zusage könnte es noch einmal so lange dauern.
Der Eintrag auf der Welterbeliste ist ein begehrtes werbeträchtiges Gütesiegel, das allerdings auch Verpflichtungen mit sich bringt. So muss der Staat den Schutz der Welterbestätten und die Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit garantieren. Auch Neubauvorhaben können von der Unesco verhindert werden, wie der Streit um den Kölner Dom oder um die Elbbrücke bei Dresden zeigt.
Insgesamt verzeichnet die Liste des Unesco-Welterbes zurzeit 830 Stätten in 138 Ländern. Deutschland ist allein mit 32 Stätten vertreten.