Aachen : 170 Schüler fit für die Euregio
Aachen Wir leben in der Euregio. Die meisten von uns arbeiten auch hier und werden täglich mit der Notwendigkeit konfrontiert, mit den bestehenden Kultur- und Kommunikationsunterschieden so gut wie möglich umzugehen. Die so genannte Euregiokompetenz soll diesen Umgang erleichtern.
Dabei handelt es sich um eine neue Zusatzqualifikation der Euregio Maas-Rhein. Die Euregiokompetenz wurde gemeinsam von den fünf Partnerregionen des grenzüberschreitenden Kooperationsverbands - Regio Aachen, Deutschsprachige Gemeinschaft Belgien, Niederländische Provinz Limburg, Belgische Provinz Limburg sowie die Provinz Lüttich - entwickelt. Im vergangenen Schuljahr wurde sie in auserwählten Bildungseinrichtungen erprobt. Mit Erfolg. Darin jedenfalls waren sich die Beteiligten einig, als sie jetzt auf der 2. Euregiokompetenz-Konferenz im Aachener Eurogress das vielversprechende Projekt vorstellten.
Es wurde initiiert, um Schülern der Euregio Maas-Rhein die Möglichkeit zu bieten, nach ihrer Ausbildung in den jeweiligen Nachbarländern zu arbeiten beziehungsweise zu leben. Um die Chancen auf dem grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt zu steigern, steht neben der Thematisierung der staatlichen Systeme auch das Erlernen einer zusätzlichen Sprache - also Deutsch, Französisch oder Niederländisch - auf dem Lehrplan der Schüler. Ein mindestens zweiwöchiges Praktikum im jeweils anderen Sprachraum und die Vermittlung von charakteristischen Lernsituationen werden ergänzend zu den Sprachkursen angeboten.
Regierungspräsident Jürgen Roters lobte das Projekt. „Die neue berufliche Zusatzqualifikation hat bereits in der Erprobungsphase feste Wurzeln geschlagen”, sagte das Vorstandsmitglied der Euregio Maas-Rhein. Die Gestaltung der euregionalen Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung spiele für das Zusammenleben in der Euregio eine zunehmend wichtige Rolle, „die nachhaltige Integration des Projekts in die Systeme der beruflichen Bildung ist ein großer Schritt nach vorne für den euregionalen Arbeitsmarkt und den Wirtschaftsraum”, so Roters. Die Verbesserung des Qualifizierungsangebots komme nicht nur der Euregio Maas-Rhein zugute, sondern könne auch als Beispiel für andere grenznahe Regionen in der EU dienen.
Nachdem das Projekt in 2002 entwickelt worden war, fanden im September 2003 die ersten Unterrichtsstunden im Fach Euregiokompetenz statt. An Berufskollegs hierzulande und in den Nachbarländern bemühten sich die Schüler, Fremdsprachen-, Informationskompetenz sowie interkulturelle Kompetenz zu erlangen sowie Praktika zu absolvieren.
170 Jugendliche waren erfolgreich, sie wurden erstmalig mit dem Euregiokompetenz-Zertifikat ausgezeichnet. Das erhält nur derjenige, der die drei genannten Teilkompetenzen und das Praktikum nachweist. „Mit dem Zertifikat weisen Sie nach, dass Sie mit euregionalen Arbeitskollegen, Kunden oder Geschäftspartnern in ihrer Sprache umgehen können, dass Sie deren Kultur kennen und ein vielseitiges Wissen über Gesetzgebung, Bestimmungen und Arbeitspraxis im Wirtschaftsraum der Euregio besitzen”, erklärte Projektleiter Michael Hall-Brunton den frisch gebackenen Euregiokompetenzlern.
Das Projekt wurde über InterregIII - eine Initiative der Europäischen Kommission - mit 1,5 Millionen Euro bezuschusst. Die Testphase und somit das ersten Kapitel von Euregiokompetenz ist erfolgreich abgeschlossen. Fürs nächste Schuljahr sind 110 Schüler allein auf deutscher Seite, für 2006/2007 sogar 280 Kompetenz-Anwärter angemeldet. Die Beteiligten hoffen auf eine Fortsetzung der Erfolgsstory und arbeiten jetzt am zweiten Teil ihrer Strategie: Euregiokompetenz Plus.