1. Karlo Clever

Wo sind die Kleinen die Chefs?

Wo sind die Kleinen die Chefs?

Mal eine Stadt regieren! Normalerweise tun das Erwachsene. Aber was ist los, wenn Kinder das Sagen haben? In den Sommerferien gibt es in Deutschland in vielen Orten Spielstädte. Eine davon ist Mini-München, eine Kinderstadt mitten in der großen Stadt München im Bundesland Bayern.

Dort wurde Sascha, 15 Jahre alt, Anfang August zum Oberbürgermeister gewählt. Zusammen mit Bürgermeister Paul und fünf Stadträten regiert er die Stadt. „Wir überlegen uns Gesetze“, sagt Sascha. Die Gesetze sind so etwas wie Spielregeln. Jeder der etwa 2000 Einwohner von Mini-München muss sich daran halten.

Die Kinderstadt besteht aus riesigen Zelten, Holzhütten und Containern. Kinder zwischen sieben und 15 Jahren können tagsüber vorbeikommen und dort leben. Und das bedeutet, auch zu arbeiten. Um 10 Uhr öffnen die Betriebe. Dann strömen alle übers Gelände und versuchen, ihren Traumberuf zu ergattern. „Wo geht’s zum Café?“, fragt Anna. Sie möchte Kellnerin werden. Für die Arbeit bekommt sie nach einer Stunde vier MiMüs. So heißt das Geld in Mini-München.

Der Lohn ist für jede Arbeit gleich: bei der Müllabfuhr, an der Uni oder beim Fernsehen. Das will Oberbürgermeister Sascha ändern. „Wer besonders gut arbeitet, soll belohnt werden“, sagt er. Einige in der Stadtregierung sehen das anders, sie beginnen zu diskutieren. Jeder hat seine Meinung und will den andern überzeugen. So funktioniert Politik.

Nicht jeder Einwohner bekommt die Arbeit, die er am liebsten möchte. Nelly etwa wollte unbedingt ins Fashion Lab. Dort entwerfen Modedesigner Klamotten. Doch alle Plätze waren vergeben. Die Elfjährige sitzt deswegen im Handwerkerhof und bastelt eine bunte Röhre. „Ich baue jetzt Regenmacher. Das macht auch total viel Spaß!“, sagt sie. Später will sie zum Arbeitsamt gehen für einen neuen Job.

Vor den Schaltern des Arbeitsamts ziehen Kinder Nummern und reihen sich in lange Schlangen ein. Nirgends herrscht mehr Trubel als dort! Jakob hält die Tränen zurück. Er will Gärtner werden. Doch das geht gerade nicht. Die Leute im Arbeitsamt wissen genau, wo eine Stelle frei ist und verteilen sie. Hat ein Kind Geld verdient, kann es sich damit zum Beispiel ein Ticket für den Bus kaufen. Oder Zuckerwatte bei Dominik und seinen Freunden holen. Eine andere Clique will Popcorn und Chips verkaufen. Dafür müssen die Kinder aber noch Bretter aneinander hämmern. Denn ihren Laden müssen sie erst bauen.

(dpa)