1. Karlo Clever

Rollenteilung in der Steinzeit

Rollenteilung in der Steinzeit : Frauen mit Faustkeilen

Bei der Steinzeit denken viele Menschen an Männer auf der Jagd. Aber war das wirklich so? Und wer übernahm früher welche Aufgaben? Eine Expertin gibt Antworten.

Männer waren Jäger, Frauen haben Früchte gesammelt und in der Höhle die Kinder gehütet. So heißt es oft, wenn von Menschen in der Steinzeit die Rede ist. „Das stimmt so nicht“, sagt Ewa Dutkiewicz. Die Archäologin kennt sich mit der frühen Geschichte der Menschen gut aus.

Im Vergleich zu unseren heutigen Städten lebten die Menschen damals in ziemlich kleinen Gruppen zusammen. Nur etwa zehn bis höchstens hundert Menschen bildeten eine Gemeinschaft. „Für das Überleben war es sicher notwendig, dass alle mit anpackten“, sagt Frau Dutkiewicz.

Forscherinnen und Forscher haben in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass in der Steinzeit nicht unbedingt das Geschlecht darüber entschied, wer welche Aufgaben übernahm. „Dafür war sicher auch bedeutsam, wer was besonders gut konnte“, sagt Frau Dutkiewicz.

Die richtige Technik

Früher meinten Forschende oft, dass Werkzeuge wie der Faustkeil in der Steinzeit von Männern benutzt wurden. Das ergibt aber nicht so viel Sinn. „Frauen mussten damit auch schneiden können“, sagt Frau Dutkiewicz. Viele Frauen damals wussten wohl auch mit Pfeil und Bogen oder einer Speerschleuder umzugehen. „Dafür braucht es keinen hohen Kraftaufwand, sondern vor allem die richtige Technik.“

Frau Dutkiewicz geht davon aus, dass auch Steinzeit-Männer Gefäße aus Keramik benutzt haben, um damit zum Beispiel Früchte zu sammeln. Die wurden von Archäologinnen und Archäologen früher oft als typisch weibliche Dinge gedeutet. „Dafür gibt es aber überhaupt keinen Beweis“, sagt Ewa Dutkiewicz.

Dicke Muskeln?

Auch ist nicht belegt, dass Steinzeit-Männer immer stark behaart waren und dicke Muskeln hatten. So ist es oft auf Darstellungen zu sehen. „So wie es heute weniger starke Männer und sehr muskulöse Frauen gibt, gab es die sicher auch früher“, sagt Ewa Dutkiewicz.

Allerdings denke sie auch: „Wenn Frauen schwanger waren oder ihre Babys stillten, sind sie wahrscheinlich nicht zur Jagd gegangen.“ Unterschiede in der Lebensweise von Frauen und Männern gab es also schon.

Um dazu mehr herauszufinden, braucht es noch mehr Forschung. Hierfür kann man sich zum Beispiel Gräber von Steinzeit-Menschen anschauen. Forschende schauen dann, welche Dinge mit ins Grab gelegt wurden, etwa Schmuck oder Waffen oder Gefäße. Das war ganz verschieden.

„So wie es heute rund um die Erde unterschiedliche Kulturen gibt, gab es auch früher Gruppen mit verschiedenen Lebensweisen“, sagt Ewa Dutkiewicz. „Und auch innerhalb einer Gruppe gab es sicher Unterschiede. Heute leben ja schließlich auch nicht alle Frauen und Männer gleich.“

(dpa)