Karlo Clever : Mit einer Nadel unter die Haut
Kornwestheim Andere Mädchen gehen gerne Reiten oder Tennis spielen. Die 13-jährige Lena sticht lieber Tattoos. Ihre Fans sind begeistert von ihren Kunstwerken. Wir haben sie besucht.
Lena Täuber kann gut mit Nadeln umgehen. Das Hobby der 13-Jährigen ist nicht etwa Stricken, sondern Tätowieren. Mit spitzen Nadeln bringt sie Farbe in die Haut von anderen Menschen ein. So entstehen Pflanzen, Spinnen und Schmetterlinge, auch Comic-Figuren und Mandalas.
Lena sticht schon seit etwa einem Jahr Tattoos. Ihr erstes bekam ihr Vater am Küchentisch zu Hause. „Ich war da noch sehr nervös, ich hab gezittert und mich die ganze Zeit gefragt, was ich hier bloß mache“, sagt sie. Mittlerweile hat ihr Vater viele Werke von Lena auf seinen Armen und Beinen. Sie nennt ihn „Leinwand“ und „mein Kunstwerk“.
Lena hat schon Stammkunden
Samstags arbeitet Lena manchmal für zwei Stunden im Tattoo-Studio ihrer Familie in der Stadt Kornwestheim in Baden-Württemberg. Die 13-Jährige hat Kundinnen und Kunden, die regelmäßig zu ihr kommen. „Sie hat ein Auge und ein Gespür für das Tattoo“, sagt Kundin Despina Kalaitzidou. Für die Hummel von Lena mit vielen Einzelheiten habe sie jede Menge Komplimente bekommen.
Lena hat noch kein Tattoo auf ihrer Haut. „Das ist zum einen zu früh in meinem Alter“, sagt sie. „Und ich weiß auch noch gar nicht, ob ich welche haben will. Ich will sie lieber stechen.“
Wenn Lena anfängt zu arbeiten, dreht sie K-Pop auf, zieht schwarze Handschuhe an und desinfiziert alles. „Sonst könnte eine Infektion passieren, das wäre nicht gut.“ Dann legt sie eine Vorlage auf die Haut. Sie nimmt ihre kleine Tätowier-Maschine, die mit Batterien betrieben wird, und legt los.
Während Lena sticht, filmt ihr Vater sie oft. Die Videos stellt er auf Tiktok, wo „Lena und Paps“ etwa 54.000 Menschen folgen. Ein Fan schreibt: „Super!!! Weiter so.“ Ein anderer: „Immer wieder erstaunlich zu sehen, was du so zaubern kannst.“ Lena liest die Kommentare nicht so häufig. „Mir ist die Meinung von meiner Familie wichtig und von Kunden. Und von manchen Tätowierern, die mir helfen und Tipps geben, wie ich mich verbessern kann.“
Talent und Vorstellungskraft
Lenas Internet-Fans finden es vor allem ungewöhnlich, dass sie so jung ist. Wahrscheinlich gehört sie zu den jüngsten Tätowiererinnen in Deutschland. Kundin Despina Kalaitzidou aber meint, darauf komme es nicht an. „Sie hat Talent und hat eine gute Vorstellungskraft“, sagt sie. „Das ist wichtig, denn was sie auf die Haut bringt, bleibt ein Leben lang.“
Lena mag auch, dass sie mit ihrem Hobby was verdient. „Wo findet man sowas, dass man in so einem jungen Alter schon so viel Geld verdienen kann?“, fragt sie. Momentan spart sie auf ein Handy. Lena kann sich vorstellen, später das Tätowieren zum Beruf zu machen. Gerne würde sie in der Welt herumreisen und überall mal als Tätowiererin arbeiten.