1. Karlo Clever

In Russland: Kinder, die eine Lok steuern dürfen

In Russland : Kinder, die eine Lok steuern dürfen

In mehreren russischen Städten geht das: Da dürfen Jugendliche die Eisenbahn selbst fahren. Sind da überhaupt keine Erwachsene dabei? Wir haben nachgeschaut.

Wer in Russland Lokführer werden will, muss nicht erst bis nach der Schule warten. In mehr als 20 Städten dürfen schon Schülerinnen und Schüler Lokomotiven fahren. Diese sind aber nicht ganz so groß und so schnell wie die normalen Züge. Kinder-Eisenbahnen werden sie genannt. Es dürfen sogar Fahrgäste einsteigen, wenn sie eine Fahrkarte haben.

Schülerinnen und Schüler als Lokführerinnen und Lokführer sind zum Beispiel in Chabarowsk im Einsatz. Die Stadt liegt zehn Flugstunden von Berlin entfernt ganz im Osten von Russland. China ist nicht weit weg. In der Großstadt pendelt die spezielle Eisenbahn zwischen zwei Bahnhöfen, die in einem Wohngebiet liegen. Die Strecke ist etwa 2,5 Kilometer lang.

Erwachsene schauen nur zu

Es gibt Bahnübergänge mit Schrankenwärtern und Schrankenwärterinnen. Für die Sicherheit sorgen Mitarbeitende in einem Stellwerk. Dort werden die Weichen gestellt. Alle Aufgaben übernehmen Kinder und Jugendliche. Erwachsene schauen nur, ob der Nachwuchs alles richtig machen. Die Schüler und Schülerinnen kontrollieren auch die Fahrkarten und machen die Durchsagen über Lautsprecher. In Chabarowsk gibt es für diese Bahn einen richtigen Fahrplan.

Mitmachen darf, wer zwischen 10 und 16 Jahre alt ist. Meist fahren die Züge in den Sommerferien. Die dauern in Russland drei Monate. Gerade werden Schüler und Schülerinnen für das kommende Jahr ausgebildet. Damit sie wissen, wie eine Lok fährt und der Bahnbetrieb funktioniert.

Aljona ist zwölf Jahre und in der Stadt Sankt Petersburg im Norden Russlands bei der Kinder-Eisenbahn dabei. „Bei mir in der Familie arbeiten viele bei der Eisenbahn. Deshalb ist es kein Zufall, dass ich hier bin“, sagte sie einer russischen Zeitung. Der zwölfjährige Maksim macht ebenfalls mit. Er ist von U-Bahnen fasziniert und fotografiert gern Züge.

Maksim will später bei der Bahn arbeiten. Damit er bessere Chancen hat, hilft er in der Freizeit bei der Kinder-Eisenbahn aus. Für das Unternehmen RZD ist das praktisch, weil es so einfacher neue Mitarbeiter findet. RZD ist so etwas wie die Deutsche Bahn in Deutschland. Dem Unternehmen gehören die regulären Züge. Konstantin aus Chabarowsk ist 25 Jahre alt und wohnt nun in Moskau. Er war als Schüler bei dem Projekt dabei, studierte dann aber Sprachen. Die Zeit damals findet er noch heute gut. „Wir haben früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, sagt er.

(dpa)