Aachen : Kinder auf der großen Bühne
Aachen Paula muss jetzt eine Leiter hochklettern, hoch in die Dunkelheit. Geschafft! Das neun Jahre alte Mädchen steht auf einer großen Bühne, 800 Menschen blicken sie an. Die Leute schauen gerade das Theaterstück „Don Carlos“. „Ich spiele darin eine Prinzessin“, erzählt Paula. Genauer: Prinzessin Clara Eugenia, die Tochter eines Königs im Land Spanien.
Zur Prinzessin verwandelt wurde Paula zuvor in der Maske. Dort beginnt für sie jeder Vorstellungsabend am Theater. Eine Maskenbildnerin flicht Paula dafür Zöpfe. „Die halten jetzt eine Woche“, erzählt Paula ihrer Betreuerin Ute Busche. Sie begleitet Paula bei jedem Schritt hinter der Bühne.
Denn hinter den Kulissen dürfen nur die Leute vom Theater sein. Nicht einmal Paulas Eltern ist es erlaubt, dort reinzugehen. Um am Theater herumlaufen zu dürfen, hat Paula ein Sicherheitstraining bekommen. Denn auf der Bühne gibt es Schächte, also tiefe Löcher — in die darf niemand aus Versehen fallen!
Am Theater wuseln viele Menschen herum: Schauspieler, Techniker, Kostümbildner — fast 60 Menschen machen bei „Don Carlos“ am Residenztheater in der Stadt München mit. Paula wird in dem Trubel trotzdem nicht vergessen. In ihrer Garderobe ertönt eine Durchsage: „Die Kinder-Statisterie bitte zum Auftritt.“ Damit ist Paula gemeint - Statisten heißen beim Theater Darsteller, die keinen Text sprechen.
Nun also muss Paula zur Leiter. Ist sie da nicht schrecklich aufgeregt? „Nicht so sehr. Wir haben das ja geübt“, sagt sie. Nach wenigen Minuten kommt sie glücklich zurück: Alles lief super! Jetzt geht sie mit Betreuerin Ute Busche ein Eis essen. Bis zu ihrem nächsten Auftritt in „Don Carlos“ dauert es noch zwei Stunden.
Der zweite Auftritt ist viel länger. Paula steht sogar mal ganz allein auf der riesigen Bühne. Das Licht ist aus, düstere Musik ertönt und schwarze Wände bewegen sich wie durch Zauberhand. „Das war beim ersten Mal schon ein bisschen unheimlich“, erzählt sie.
Das Klatschen der Zuschauer am Schluss hört Paula nicht mehr. Sie muss schon vorher nach Hause. Das steht in einem Gesetz zum Schutz von Kindern. Aber um den Applaus geht es Paula auch gar nicht. Am liebsten mag sie die Proben. „Da waren alle nicht so aufgeregt.“