1. Karlo Clever

Sinti- und Roma-Kinder: Kennenlernen statt ausgrenzen

Sinti- und Roma-Kinder : Kennenlernen statt ausgrenzen

Sinti- und Roma-Kinder verschweigen ihre Herkunft häufig. Sie haben Angst vor Beleidigungen oder sogar Gewalt. Das muss sich ändern, finden Tayo Awosusi-Onutor und Gianni Jovanovic.

Stell dir vor, es gibt etwas ganz Wichtiges in deinem Leben. Aber du traust dich nicht, mit deinen Freunden darüber zu reden. So geht es vielen Kindern, die zur Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma gehören. „Die Kinder haben Angst, dass sie Nachteile in der Schule haben oder die Eltern ihrer Freunde nicht mehr möchten, dass sie befreundet sind“, sagt Tayo Awosusi-Onutor. Die 42-Jährige ist selbst eine Sintezza, also eine Sinti-Frau.

Auch Gianni Jovanovic hat die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen ein Problem mit seiner Herkunft haben. Er ist Kind einer Roma-Familie. „Sie haben mich beleidigt und mir noch schlimmere Gewalt angetan“, berichtet er über Menschen in seinem Umfeld. Gianni Jovanovic ist mittlerweile 42 Jahre alt. „Heute möchte ich verhindern, dass andere das Gleiche erleben wie ich. Ich möchte zeigen, dass Roma-Sein nichts Schlimmes ist.“

Workshops in Schulen

Gianni Jovanovic und Tayo Awosusi-Onutor setzen sich für die Rechte von Sinti und Roma ein. Gianni Jovanovic redet etwa auf Bühnen und im Fernsehen über seine Erfahrungen. Awosusi-Onutor geht in Schulen und macht Workshops mit Kindern und Jugendlichen. Dabei geht es unter anderem um die Frage: Wer sind eigentlich Sinti und Roma?

„Ich erkläre dann zum Beispiel, dass Sinti und Roma eine Bevölkerungsgruppe sind, die ursprünglich aus Indien stammt. Aber das ist schon tausend Jahre her“, sagt Awosusi-Onutor. Manche Menschen denken, Roma und Sinti wäre eine Religion, aber das stimmt nicht. Sie kamen vor etwa 600 Jahren nach Europa. Heute leben knapp zwölf Millionen in Europa. Awosusi-Onutor ist es wichtig zu sagen, dass die Sinti und Roma nicht alle gleich sind – etwa im Aussehen oder der Sprache.

Was sie verbindet, ist ihre Geschichte: Roma und Sinti wurden oft bedroht, verfolgt und vertrieben. In Deutschland ließen die Nationalsozialisten und ihr Anführer Adolf Hitler vor rund 80 Jahren sogar eine halbe Million Sinti und Roma töten.

Häufig ausgegrenzt

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Dennoch werden Roma und Sinti häufig ausgegrenzt. Manche Menschen nehmen sie als fremd wahr, obwohl sie schon lange als Bürgerinnen und Bürger in den verschiedenen Ländern leben. Besonders in Osteuropa leben sie häufig in Armut. Manche müssen in abgegrenzten Siedlungen wohnen. Es wird ihnen schwergemacht, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Ohne Bildung finden sie keinen guten Job. So bleiben die Menschen oft arm.

Doch genauso gibt es viele Sinti und Roma, die etwa studieren und Berufe haben. Gianni Jovanovic und Tayo Awosusi-Onutor finden es wichtig, dass die Leute Menschen kennenlernen, die zu den Sinti und Roma gehören. Denn nur so verschwinden Vorurteile.

(dpa)