1. Karlo Clever

Zirkus und Corona: Hula-Hoop im Stillstand

Zirkus und Corona : Hula-Hoop im Stillstand

Zirkusse haben es in der Corona-Krise schwer: Keine Reisen, keine Vorstellungen, wenig Geld. Auch der Circus Trumpf sitzt fest. Und mit ihm Elaine und Julienne. Sie sind gern unterwegs.

„Schreibst du Geschichten?“, fragt Elaine die Reporterin. Und sagt sofort: „Ich auch!“ Sie zeigt ihre Dinosaurier-Geschichte. Diese erzählt von einem Dino, dem Elaine und ihre Familie im Wald begegnen. Die Riesenechse ist ein freundliches Tier und trägt die ganze Familie auf ihrem Rücken über einen Fluss. Die Erstklässlerin hat ein Bild dazu gemalt und ihre Lehrerin den Text ins Reine geschrieben.

Es ist noch nicht so lange her, dass Elaine mit dem Lesen und Schreiben begonnen hat. Sie ist sieben Jahre alt und entdeckt gerade Wörter mit dem Anfangsbuchstaben „St“: Stuhl, Stiefel, Stern. Und ihre 13 Jahre alte Schwester Julienne rechnet aus, wie viele Steine sie braucht, um eine Terrasse zu pflastern.

Der Klassenraum, in dem die Mädchen lernen, ist klein, und er kann fahren: Elaine und Julienne Trumpf gehen in die „Schule für Circuskinder in NRW“. Und die kommt überall dorthin, wo die Kinder gerade leben. Das ist seit fast einem Jahr die Stadt Freudenberg im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Hier sitzt der Circus Trumpf fest, auf einem Schotterplatz. Zweimal in der Woche kommt eine Lehrerin mit ihrem weißen Transporter zu Besuch. Sie hat alles dabei, was sie für ihre Schule braucht: Tische und Stühle, die Tafel und den Globus, Bücher, Hefte, Bastelscheren.

Wegen der Coronavirus-Krise musste die Artistenfamilie in ihrem Winterquartier auch „übersommern“. Sie konnte mit dem Zirkus nicht weiterfahren. Nun beginnt ein neuer Winter. Das stresst die Kinder, denn sie reisen gern. Und die Erwachsenen haben große Sorgen. Denn es fehlt das Geld, das sie mit Shows und Schulprojekten verdienen können.

Zwar bekommen die Zirkusleute Unterstützung vom Staat. Aber diese Hilfe ist für die Menschen bestimmt. Für die Tiere des Zirkus gibt es nichts. Das sind drei Alpakas, drei Ponys, zwei Ziegen, ein paar Tauben, die Hunde und das Kätzchen Mimi. Deshalb freut sich Zirkusdirektorin Rebecca Trumpf über Spenden. Die Oma von Julienne und Elaine findet es wichtig, dass der Zirkus überlebt. Es gibt ihn schon seit über 300 Jahren, sagt sie.

Julienne und Elaine mögen das Zirkusleben. Die Mädchen sind in der Manege zu Hause. Damit sie fit bleiben, üben sie jeden Tag zum Beispiel Hula-Hoop mit bis zu vier Reifen. Was sie mal werden wollen? „Artistin“, sagen sie wie mit einer Stimme. (dpa)