1. Karlo Clever

Karlo Clever: Herzklopfen beim Vortanzen

Karlo Clever : Herzklopfen beim Vortanzen

Mal werden Menschen mit einer super Stimme gesucht, mal die interessantesten Models: Castings gibt es viele. In Berlin versuchen Kinder, so auf eine Show-Bühne zu kommen.

Eine lange Schlange aus Kindern und Eltern hat sich vor dem Eingang des Friedrichstadt-Palastes in Berlin gebildet. Ein Junge tritt nervös von einem Bein auf das andere. Ein Mädchen lässt die Hand der Mutter los, um mit einem anderen Mädchen Fangen zu spielen. Plötzlich setzt sich die Schlange in Bewegung. Die Türen sind geöffnet.

So eine Aufregung! Aber was ist da los? Der Friedrichstadt-Palast ist ein sehr bekanntes Theater. Dort findet jedes Jahr ein Casting für sechs und sieben Jahre alte Kinder statt. Alle, die in der Schlange stehen, möchten in das junge Ensemble des Theaters. Dort lernen die Kinder Gesang, Tanz, Artistik und Schauspiel. Dann dürfen sie auf der großen Bühne auftreten.

Mit Hampelmännern aufwärmen

Im Friedrichstadt-Palast angekommen, ziehen sich die Kinder in der Eingangshalle um. Viele tragen jetzt Sporthosen oder Ballett-Anzüge. Der Raum ist sehr voll. Eine Mutter flicht ihrer Tochter einen Zopf, alle Kinder reden durcheinander. Was für ein Gewusel!

Danach werden die Kinder in drei Gruppen eingeteilt. Nacheinander dürfen sie in den Saal. Darin wartet Christina Tarelkin, die Direktorin des jungen Ensembles. Zuerst wärmen sich die Kinder mit Hampelmännern auf. Dann sollen sie sich dehnen, bewegen und im Takt klatschen. Klaviermusik ertönt durch den Raum.

Christina Tarelkin geht dabei durch die Reihen. „Jetzt schleichen wir mal alle wie Katzen“, kündigt sie an. Sie bewertet, ob die Kinder für das Tanzen geeignet sind. „Ich achte aber auch darauf, ob sie einfach Spaß haben“, erklärt sie. Je nachdem, wie die Kinder die Übungen ausführen, gibt sie verschiedene Handzeichen. Am Ende des Raumes sitzen zwei Frauen, die sich zu den Handzeichen Notizen machen.

Nach vielen Übungen hat Christina Tarelkin ihre Entscheidung getroffen. Zuerst trommelt sie die Kinder zusammen, die es nicht geschafft haben. Sie kniet sich hin und sagt: „Manchmal muss man einfach noch ein wenig üben.“ Die Kinder nicken. Manche sehen sie traurig an. Tränen gibt es aber keine. „Und was ganz wichtig ist: Jeder kann etwas anderes gut!“, betont Christina Tarelkin. Die Kinder, die es geschafft haben, sind im Recall. Das ist die zweite Runde eines Castings. Eine davon ist die sieben Jahre alte Melina. Ihre Mutter ist sehr stolz und macht gerade Bilder von ihr. „Ich tanze schon, seit ich drei oder vier bin“, erzählt Melina. Sie möchte später einmal Ballerina werden. Trotzdem war sie heute nervös. „Ich hatte Herzklopfen“, sagt sie.

Auch die gleichaltrige Mariella ist eine Runde weiter. Sie hat sich gut auf das Casting vorbereitet. „Ich habe Übungen gemacht, für den Spagat“, erklärt sie. Auf die Frage, was sie am Tanzen denn mag, antwortet sie voller Überzeugung: „Na, alles!“

(dpa)