Ein Gespräch von Schiller und Goethe : Gute Texte und schlechte Äpfel
Kennst du die Dichter Goethe und Schiller? Falls nicht: Du wirst ihnen wohl noch begegnen – im Deutschunterricht. Verfaultes Obst half Schiller, sich zu konzentrieren.
Was will dieser Friedrich Schiller in meiner Stadt? So etwas in dieser Art muss der Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe gedacht haben, als er nach einer langen Reise nach Hause zurückkehrte. Er lebte vor etwa 200 Jahren in Weimar in Thüringen. Erst wollte Goethe keinen Kontakt zu dem Konkurrenten. Doch später wurden sie enge Freunde. Würden sie sich in der heutigen Sprache unterhalten, könnte sich ein Gespräch so angehört haben:
„Friedrich, ich muss dir unbedingt etwas erzählen . . . Wieso siehst du noch so verschlafen aus? Es ist schon fast Mittag.“
„Du weißt doch, dass ich ein Langschläfer bin! Und gestern haben wir bis Mitternacht zusammen an unseren Texten gearbeitet. Meine Frau konnte kaum schlafen, weil wir so laut waren. Was wolltest du mir eigentlich erzählen, Johann?“
„Ich hab mich heute Morgen fürchterlich aufgeregt. Einer dieser blöden Kritiker schrieb über meinen neuen Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, dass er langweilig sei.“
„Das ist ja unverschämt! Aber mach dir nichts draus, Johann. Die Leute haben einfach keinen Geschmack.“
„Stimmt. Haben sie damals nicht über deine Zeitung gelästert?“
„Daran kann ich mich noch gut erinnern, auch wenn es schon ein paar Jahre her ist. Die Zeitung beschäftigte sich mit Literatur. Alle berühmten Dichter unserer Zeit sollten Texte beisteuern.“
„Ich habe ja auch ein paar Artikel dafür geschrieben.“
„Dass du mitgemacht hast, hat mich echt überrascht, Johann! Vorher bist du mir immer aus dem Weg gegangen. Warum mochtest du
mich damals eigentlich nicht?“
„Ehrlich gesagt, hast du mich daran erinnert, wie ich als junger Mann war, Friedrich. Alle redeten über dein Theaterstück „Die Räuber“. Nimm es mir nicht übel, aber ich fand es ziemlich langweilig.“
„Oh. Ich hingegen bewunderte dich schon, als ich in die Schule ging.“
„Als wir uns kennenlernten, habe ich meine Meinung über dich ja geändert, Friedrich! Mit dir kann ich richtig gut über Politik, Philosophie und viele andere Themen reden. Trotzdem muss ich dir etwas sagen: Hier in deiner Wohnung stinkt es.“
„Oh, riecht es so schlimm? Das müssen die fauligen Äpfel in meinen Schubladen sein. Der Geruch hilft mir, mich zu konzentrieren.“
„Bah! Öffne mal bitte das Fenster, Friedrich! Und danach können wir weiter über unsere Texte reden.“
„Oh ja, lass uns mit den Xenien weitermachen! Mit diesen Geschichten kann man sich toll über andere Autoren lustig machen. Heute schreiben wir über diesen Kritiker, der deinen Roman schlechtgemacht hat!“