Hieroglyphen : Geheimnisvolle Bilderschrift
Die Schrift der alten Ägypter nennt man Hieroglyphen. Wer sie lesen kann, erfährt aus den Inschriften in Pyramiden und Tempeln viel Spannendes aus den vergangenen Zeiten.
Die alten Ägypter hatten eine tolle Angewohnheit. Sie beschrifteten vor Tausenden Jahren viele ihrer Tempel, Grabstätten und Statuen. Hieroglyphen werden diese Zeichen genannt. Forscherinnen und Forscher enträtseln mit der Bilderschrift, wie das Leben damals im Norden von Afrika war.
In Gräbern der Pharaonen-Herrscher zum Beispiel berichten die Zeichen über das ewige Leben nach dem Tod. Auf Tempelwänden und Statuen werden Götter und ihre Kräfte beschrieben. „Die Schrift war für die Ägypter wichtig. Die Hieroglyphen in den Pyramiden und Tempeln galten als heilige Zeichen“, erklärt die Expertin Monika Zöller-Engelhardt. Zu erkennen sind etwa Vögel, Augen und Schlangen.
Anfangs wurde vor allem in Stein geritzt, später wurde auch auf Papyrus geschrieben. Das ist eine Art Papier aus Pflanzen. Darauf notierten Schreiber etwa wie hoch die Ernte ausfiel. Ohne sie und ohne die Schrift wäre es kaum möglich gewesen, das große Reich am Fluss Nil zu regieren.
Weil nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten, war Schreiber ein sehr angesehener Beruf. Die Ausbildung dauerte vermutlich einige Jahre. Immerhin gab es ungefähr 700 oft genutzte Hieroglyphen. Zum Vergleich: Unser Alphabet besteht aus 26 Buchstaben.
Viele Hieroglyphen haben gleich mehrere Funktionen. Manche stehen wie unsere Buchstaben für Laute. Ein Fuß steht für B, ein Löwe für L. Einige Symbole stehen für ganze Worte. Ein Haus oder eine Sonne kann also wirklich Haus oder Sonne bedeuten.
Andere Zeichen erklären das Geschriebene. Eine Nase kann für Riechen stehen und wird dann nicht mitgelesen. Solche Erklärungen sind trotzdem wichtig. Laute wie A, E, I, O, U fehlen in der Schrift. Hieroglyphen wurden übrigens sowohl von oben nach unten geschrieben als auch von einer Seite zur anderen.
Das Entziffern ist also eine schwierige Aufgabe für Archäologen, selbst mit Hilfe von Wörterbüchern. Denn manche Teile der alten Zeichnungen sind zerstört oder Texte sehr lang. In einigen Tempeln und Gräbern sind die Wände bis zum letzten Zentimeter beschrieben. In solchen Fällen kann die Übersetzung Jahre dauern. Gefundene Texte werden dafür fotografiert und digitalisiert. So können die Archäologen am Computer weiterarbeiten.
Die Mühe lohnt sich: „Wir erfahren zum Beispiel, wie die Menschen sich die Welt vorstellten, an welche Götter sie glaubten oder welche Herrscher oder Priester an dieser Stelle begraben wurden“, erklärt Monika Zöller-Engelhardt. Über das Leben der einfachen Bauern erfährt man aber selten etwas. Denn die konnten nicht schreiben.